„Auf den Sport konzentrieren!" & bloß ned politisch denken (Forum)

Herbert, Sunday, 29.06.2025, 20:05 (vor 12 Tagen) @ domlöwe

Ich bin für eine Flüchtlingspolitik, die aus einer humanistischen Grundhaltung heraus erfolgt, aber auch nicht naiv ist und bin deswegen im Großen und Ganzen schon eher bei Herbert in dieser Diskussion. Aber bei folgendem Satz muss ich einhaken:

Nein, mir ist nur "Veränderung des Lebensumfeldes durch Klimaveränderungen oder anderweitige natürliche Katastrophen" nicht eingefallen bzw. war mir zu "sperrig".


Die aktuellen Klimaveränderungen sind keine natürliche Katastrophe, sondern menschenverursacht. Wir Deutsche tragen dazu überproportional bei (Bei nur einem Prozent der Weltbevölkerung sind wir Deutsche für zwei Prozent des menschenverursachten CO2-Ausstoßes verantwortlich.)

Ja, allerdings sehe ich auch das sehr differenziert da die Kluft zwischen Industrieländern und (noch) nicht entwickelten Ländern beim CO2 Ausstoß halt extrem ist. Nach Deiner Rechnung macht China ja alles richtig mit dem CO2 Ausstoß bzw. "holt halt nur auf". Aktuell steht Deutschland bei unter 2% (irgendwas um 1,5%) beim weltweiten CO2 Ausstoß und war aber schon mal sehr lange (ca. 1850 bis 1943, also 100 Jahre lang) mit 13% bis 17% immer ca. das 10fache an Ausstoß als Indien und China zusammen. Erst seit 1975 hat uns China und 2000 auch Indien "überholt" und beide Länder sind im Vergleich zu Europa und USA extrem am steigen mit dem CO2 Ausstoß. Und mich interessiert die Zukunft und ja, ich fühle mich nicht verantwortlich dafür was meine "deutschen" (ok, einige sind nicht Deutsch, muss ich jetzt die Länder auch noch anschauen wenn es um meine "Verantwortung" geht) Vorfahren alles angestellt haben. Das aus mehreren Gründen:
1. Ich bin kein Freund von "Sippenhaft" sondern jeder ist für das verantwortlich was er macht.
2. Damals (1850 bis 1943 aber auch später) waren meine Vorfahren so kleine Lichter (bzw. so unwichtiges arbeitendes Menschenmaterial) ohne nennenswerte Rechte bzw. Gestaltungsspielraum beim Thema "Klimaschutz" (egal ob das damals irgend jemand interessert hat oder hätte) und anderen Altlasten unseres Landes.
3. Ich schaue lieber in die Zukunft (vor allem wenn ich was verändern will) als in die Vergangenheit (die lässt sich so schwer ändern).

Daher interessiert mich das Thema CO2, so lange Deutschland nur 1-2% des weltweiten CO2 Ausstoßes verursacht nicht wirklich sondern ich habe (leider wie meine Vorfahren auch mit wenig Einflussmöglichkeiten) Angst vor dem was mit der Welt / dem Klima passiert, wenn in China und Indien und anderen Schwellen- oder Entwicklungsländern die Menschen dort (berechtigterweise) auch nur annähernd unseren Lebensstil haben (wollen).

Die ganzen Statistiken sind aber auch nicht wirklich zielführend da wir, im Vergleich zu früher halt auch sehr viel in anderen Ländern (China, Indien, etc.) produzieren lassen und damit dann ja eigentlich auch für den CO2 Ausstoß der dort statt findet "verantwortlich" sind. Allerdings halt auch für die steigende Lebensqualität für die Menschen dort. Ist alles sehr schwierig zu bewerten.

Vor diesem Hintergrund bin ich schon der Meinung, dass Menschen in Entwicklungsländern, denen durch den Klimawandel die Lebensgrundlagen entzogen werden, einen Fluchtgrund haben, bei dem wir nicht einfach sagen können: "Uns egal, ihr habt einfach Pech gehabt".
Das wäre dann sicherlich keine humanistische Grundhalten mehr.

Also bist Du der Meinung, dass man Menschen nur helfen "muss" wenn man selbst oder die Vorfahren das "Elend" verbrochen bzw. die Probleme hervorgerufen oder verstärkt haben? Zum einen meiner Meinung nach nicht sehr menschlich / humanistisch aber zumindest ein Ansatz und zum anderen wahrscheinlich trotzdem weder finanzierbar noch machbar.

Das ganze ist ein extrem schwieriges Thema und meiner Meinung nach geht es (eigentlich) nur um drei Dinge:

1. Auf wie viel bin ich bereit zu verzichten für mich, meine Familie und meine Nachkommen (so ich denn welche habe, ohne Nachkommen ist es oft einfacher) um anderen ("Fremden") zu helfen?

2. Mit wie viel Elend / Leid und Kummer in der Welt kann ich leben (bzw. in Deutschland "extrem gut leben") ohne ein Problem mit meinem Gewissen zu bekommen?

3. Wie viel kann eine Gesellschaft leisten (egal ob in Geld, anderweitiger Hilfe, Aufnahme von Menschen) ohne sich so stark zu verändern, dass keine Hilfe mehr sinnvoll möglich ist?

Das Thema "wie viel helfen" aber auch "in welcher Form helfen" ist extrem schwierig, vor allem da es eben kein "schwarz" oder "weiß" gibt sondern nur sehr viele Grautöne.


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