Nur mit Kaffeefilter in da Fotzn... (Forum)

BlueMagic, Friday, 19.11.2021, 23:16 (vor 888 Tagen) @ grasober

Habe deinen Beitrag noch einmal gelesen. Hast du im Gegensatz zum Schindluder tatsächlich nicht. Da muss ich mich bei dir entschuldigen.
Aber zum inhaltlichen Punkt der Auslastung der Intensivstationen:
Intensivstationen sind teuer. Daher wird bei der Krankenhausbedarfsplanung genau darauf geschaut, dass nicht zu viele Intensivbetten eingerichtet werden. Mit beatmeten Intensivpatienten kann eine Klinik gut Geld verdienen. Die Kliniken haben daher aufgrund der wirtschaftlichen Ausrichtung unseres Krankenhausfinanzierungssystems ein Interesse daran eher mehr Betten vorzuhalten und zu belegen. Die Krankenkassen wollen eher weniger, weil sie dafür zahlen müssen. Für eine Klinik ist es daher sinnvoll die genehmigten Intensivkapazitäten möglichst auszulasten um damit einen möglichst hohen Ertrag zu erwirtschaften. Da lässt man dann schon mal einen Beatmungsfall ein paar Tage länger auf Intensiv als unbedingt nötig. Gleichzeitig muss man aber schauen, dass man für Notfälle aufnahmefähig bleibt.
Und dann hatte man vom letzten Jahr einen Rückstau von elektiven OPs, die man jetzt nachgeholt hat. Daher sind die Intensivstationen gut belegt. Hinzu kommt jetzt der Pflegekraftmangel der die tatsächlich belegbaren Betten weiter reduziert. Das ist natürlich alles auf politischem Mist gewachsen, funktioniert aber seit Jahrzehnten. Das deutsche Gesundheitswesen gilt als eines der besten der Welt. Ausser der Linken hat keine Partei hat auch nur ansatzweise vor, dieses System zu ändern. Es verdienen einfach zu viele zu gut damit.
Und auf diese Grundsituation kommen jetzt noch die extrem aufwändigen Coronapatienten oben drauf.
Letztes Jahr hat man die Krankenhäuser zurückgefahren um Coronapatienten behandeln zu können. Der finanzielle Verlust der Kliniken wurde vom Staat ausgeglichen. Das gibt es bisher in diesem Jahr (noch?) nicht.
Du hast also insofern Recht, dass die Politik Mitschuld an der Überlastung der Intensivstationen trägt. Wobei ich mir schon die Frage stelle, ob es wirklich im Interesse unserer Gesellschaft ist, die normale Krankenhausversorgung zurück zu fahren und den dadurch entstehenden Verlust aus Steuergeldern zu finanzieren. Von den Auswirkungen auf die auch psychische Gesundheit der Betroffenen, deren Behandlung verschoben werden muss mal ganz zu schweigen.
Die systemimmanenten Reserven der Intensivstationen sind ausgeschöpft. Z.Z. wird in Bayern garantiert kein Patient länger als unbedingt nötig auf Intensiv bleiben, weil man jedes Bett sofort belegen kann. Und die zusätzlichen ungeimpften Coronafälle sorgen jetzt in diesem knapp kalkulierten System bei noch weiter reduziertem Personalstand für den Kollaps. Problem ist auch, dass es dieses Jahr mehr Jüngere sind, die mit Corona auf Intensiv landen als letztes Jahr. Und die belegen das Bett viel länger als die Alten letztes Jahr, weil sie länger durchhalten.
Wir stehen auch bei uns kurz vor der Triage. Viele der zusätzlichen Coronafälle wären aber bei höherer Impfquote vermeidbar gewesen. Das ist ganz einfache Mathematik. Beim jetzigen Verhältnis geimpft/ungeimpft sind die Ungeimpften auf Intensiv in der Überzahl. Gäbe es weniger Ungeimpfte gäbe es auch weniger Intensivfälle. Und das nervt mich, weil ich als ü60jährigerlangsam in ein Alter komme, in dem die Krankheitsfälle zunehmen. Und ich habe null Bock mit einer BW Maschine nach HH geflogen zu werden. Nur weil es hier zu viele renitente Solidaritätsverweigerer gibt.

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