Gedanken zu dem Anschlag in Solingen (Forum)
Mal unabhängig von der Wirksamkeit eines Tempolimits auf Autobahnen:
Wir haben zwischen 2000 bis heute so im Schnitt rund 5.000 Verkehrstote im Jahr (die meisten davon übrigens auf Landstraßen). Das bedeutet, dass wir alleine in diesem Jahrtausend schon eine komplette Großstadt ausgelöscht haben. In den 60er und 70er Jahren waren die Verluste übrigens noch höher, da ging es bis 20.000 Menschenleben/Jahr.
Eine der häufigsten Unfallursachen war und ist zu hohe Geschwindigkeit.
Jetzt stelle man sich vor, Bild & Co. würden über Raser ähnlich berichten wie über Terroristen. Also nach jedem tödlichen Unfall recherchieren, wie oft der Täter schon geblitzt wurde und dann die Frage aufwerfen, warum der überhaupt noch einen Lappen hatte und was die Politik nun bitteschön zu tun gedenkt, um solche Raserunfälle künftig zu verhindern. Dabei auch bitteschön stets betonen, welche Bevölkerungsgruße unter den Rasern überproportional vertreten ist (männlich, 18-40 Jahre alt, Audi- oder BMW-Fahrer).
Wird das je passieren? Nein, natürlich nicht. Denn die muslimischen Gefährder sind ja "die Anderen", auf die man mit dem Finger zeigen kann, während die Raser wir selber sind, weil wir ja schließlich alle nur kleine Sünderlein sind, die schon mal geblitzt wurden. Und deswegen gibt es für die bösen Muslime einen Generalverdacht und für die lieben Autofahrer die Blitzerwarnungen im öffentlich-rechtlichen Radio.
Und nein, ich will nicht tote gegeneinander aufrechnen oder irgendwas relativieren. Aber angesichts der Zahlen ist doch irgendwo eine falschen Wahrnehmung vorhanden, wenn Leute plötzlich Angst haben, auf ein Volksfest oder Straßenfest zu gehen, sich gleichzeitig aber täglich völlig furchtlos ins Verkehrschaos stürzen.
Weitgehend hast du ja recht. Aber wer stellt die "bösen Muslime unter Generalverdacht" ?
Diesen Vorwurf kann man weder konstervativen Politikern wie Merz und Söder noch konservativen Medien machen. Für mich ist das deshalb die Umkehrung des Vorwurfs "Man darf das Problem nicht benennen". Und solche nicht haltbaren Vorwürfe von beiden Seiten sind für mich ein wesentlicher Grund dafür, warum die politische Mitte bei diesem Problem zu wenige konstruktive Lösungen findet.
Natürlich: Björn Höcke, Alice Weidel und der überzeugte AFD-Wähler haben sehr wohl diesen Generalverdacht. Aber die interessieren mich in dieser Debatte nicht.