Gibt es denn den ... / Politik im Stadion? (Forum)

Sohn des Landes der Schweiz-Bezwinger !, Monday, 21.11.2022, 12:59 (vor 494 Tagen) @ Oberlandler
bearbeitet von Sohn des Landes der Schweiz-Bezwinger !, Monday, 21.11.2022, 13:06

In wie weit Türk Gücü Verbindungen in rechte, nationalistische Kreise in der Türkei hat wurde ja meine ich mal gemutmaßt... aber die reine Nennung des Namens Kurdistan sollte auch ein grauer Wolf aushalten. Und das USK erst recht, es wurden ja keine verbotenen PKK-Symbole gezeigt...

Es steht vollkommen außer Frage, dass die Bayernfans das Recht hatten diese Fahne aufzuhängen. Es ist nunmal ein offizieller Bayernfanclub und es muss doch egal sein, ob ein Fanclub aus Dachau, Basel, Luxemburg oder eben Kurdistan stammt.

Die Polizei hat zudem unverhältnismässig überreagiert. Zusammengeknüppelt gehören eher die, die Gewalt suchen wegen einer Fahne, die ihnen nicht passt. Zumal es sich eben NICHT um eine politische Botschaft handelte.

Würde jemand eine politische Botschaft aufhängen, dann wird es in der Tat aber auch in meinen Augen kritisch, je nachdem was da draufsteht.

Ein klares Bekenntnis zu Menschenrechten, gegen Rassismus, gegen die WM im Katar (wenn auch bitte ohne Fake News) udgl. fände ich in Ordnung. Vereinspolitik sowieso.

Aber vehement gegen Politik im Stadion bin ich bei:

-PARTEIpolitik. Ich denke nicht, dass irgendeine Partei bei Fussballspielern Flyern verteilen sollte.

-Konkreten politischen Forderungen ohne Bezug zu den Vereinen

"Baut das Sechzger aus" wäre zwar eine politische Forderung, hat aber direkt mit 1860 etwas zu tun. Insofern für mich in Ordnung und sogar wünschenswert.

"Gebt den Kurden einen Staat" hingegen wäre zwar eine politische Forderung, die ich persönlich gut nachvollziehen kann, hat aber im Stadion m.E.nichts verloren. Zwar fällt das unter "Meinungsfreiheit" aber ich finde der Hausherr sollte so etwas mit Verweis auf das Hausrecht nicht erlauben, da Politik dieser Art im Stadion keinen Platz haben sollte. Abgesehen davon, dass eine solche Forderung ja eh von niemand Anwesendem erfüllt werden könnte. Wer wäre da denn überhaupt der Adressat?Aber selbst wenn Erdogan höchstpersönlich zu Gast im Stadion wäre, wäre ich da wohl massiv dagegen.

Hierzu eine analoge so real geschehene Geschichte von vor Jahren bei einem Länderspiel Luxemburg-Israel. Es tauchten politische Aktivisten des CPJPO auf der Gegengerade auf, die sonst nie zu einem Länderspiel gehen und sie entrollten ein Transparent "Stop occupation!" Freunde von mir haben das recht schnell wütend zerrissen und die Gruppe wurde schliesslich von Ordnern und Polizei aus dem Stadion verwiesen. Ich finde das bis heute richtig, weil dieses Transparent hatte bei unserem Länderspiel nichts verloren. [Jahre zuvor hatten die gleichen Aktivisten ein "No peace without justice" entrollt. Das ist allerdings eine reine Binse, deren konkrete Forderungen total unklar sind, daher wurde das damals akzeptiert.]

Akzeptiert haben wir jedoch diverse Menschen mit Palästinaflaggen. Die Flagge haben wir nicht als "Politik" gewertet, sondern nur als Flaggen eines Landes oder einer Region. Klar sollte damit auch etwas übermittelt werden, aber das fanden wir halt noch vertretbar/aushaltbar. Aber das Transparent musste weg!!!

Später teilte ein israelischer Fan mir mit, dass dergleichen bei quasi jedem Länderspiel in Europa passiert und nur selten Menschen was dagegen unternehmen würden wie wir.
Der hat sich explizit bei uns bedankt. Und das war sogar ein ziemlich linker Israeli und selber sehr kritisch zur Politik Netanjahus, aber er ist halt auch Fussballfan und will beim Fussball nicht mit Politik genervt werden, was ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann.

Jeder setzt seine eigene Grenze woanders. Meine habe ich jetzt versucht zu skizzieren.
Mich würde aber interessieren wie andere Leute das hier sehen.


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