Damals... (Forum)
Meine Wenigkeit war auch lange Zeit unschlüssig, was ich nach der Schule machen sollte. Das wichtigste war ja erst Mal, da generell nimmer hin zu müssen.
Eines schönen Tages erschienen bei uns in der Schule (ich vermute mal, es hatte was mit dem Mathe LK zu tun) ein paar Hanseln vom Vermessungsamt, die im Pausenhof ihr Equiment auspackten und uns irgendwas geometrisches zu erklären versuchten. Aus Gründen, die heute nicht mehr so ganz nachvollziehen kann, fand ich das durchaus faszinierend. Also war klar: erst Abi, dann Studium des Vermessungswesens.
Das erste Ziel wurde - mit einem bezogen auf den Aufwand durchaus akzeptablen Ergebnis - erreicht. Die beste Bundeswehr der Welt zeigte kein gesteigertes Interesse an meinem Erscheinen, daher folgte gleich nach dem Abi die Bewerbung an der TU München. Natürlich - wenn man schon ein echtes Abi hat, geht man ja auch nicht auf eine Möchtegern-Uni wie die FH...
Nach dem ersten Semester ereilte mich die Hiobsbotschaft, dass wir Vermessungtechniker bis zum Vordiplom keine einzige Prüfung abzulegen hätten. Immerhin war mir sofort klar, dass mein Studium damit spätestens nach dem 4. Semester vorbei wäre. Ohne regelmäßige Tritte in den Allerwertestens gehts halt nicht
) Möglicherweise wäre etwas weniger Arroganz und der Gang auf die FH hier sinnvoll gewesen, mein Praktikum beim Vermessungsamt hatte jedenfalls durchaus Spaß gemacht.
Wurscht, das Thema Studium war durch, die Frage war: Was jetzt? Antwort: Erst mal ganz gemütlich auf 600-DM-Basis im Getränkemarkt jobben. Wenig Arbeit, ein äußerst interessanter Kundenstamm, nette Gespräche - was will man mehr? Gut, meine Eltern wurden langsam etwas nervös ("Wuist im Getränkmarkt arbeiten, bisd in d'Rente gähst??") und mein Großvater konnte sich nur mühsam damit abfinden, dass das mit der Akademikerkarriere nix werde würde. Und irgendwann wurde die Kohle auch etwas knapp, also musste eine Alternative her.
Beim Arbeitsamt gab's damals eine engagierte, aber offenbar auch ziemlich gefrustete Dipl.-Psychotante/Berufsberaterin, bei der ich erst mal irgendeinen Fragebogen ausfüllen musste. Das Ergebnis war relativ eindeutig ("Ich habe den Eindruck, Sie haben auf gar nichts so richtig Lust! Sie sollten etwas mehr Motivation entwickeln!" - wie das gehen soll, hat sie mir natürlich nicht verraten, die bläde Kua).
Jedenfalls hat sie mir dann was von einem - damals - neuen Ausbildungsberuf names "Fachinformatiker" erzählt und mit eine Mappe mit zig Firmen in die Hand gedrückt, die den Schmarrn ausbilden würden. Eine davon war die "Siemens Nixdorf Informationssysteme AG" (Siemens halt). Also hab ich mich da beworben, wurde eingeladen, habe einen Einstellungstest absolviert und sie haben mich tatsächlich genommen.
Den Job hab ich heute noch, wenn auch nicht mehr bei Siemens (große Überraschung). Und mittlerweile bin ich auch gar nicht mehr so traurig, dass das mit dem Vermessungsschmarrn nix geworden ist: bei Regen, Eiseskälte oder Prügelhitze in der Botanik rumzurennen um irgendwelche Grenzsteine auszugraben, ist vielleicht doch nicht die große Erfüllung...
