buchhandel oder metzgereigewerbe (Forum)

friedhofstribüne, Monday, 18.06.2012, 12:59 (vor 4929 Tagen) @ jmaaas

Ja die Berufswahl.

Anno 1977 war das Arbeitsamt (ja so hieß das damals noch) in Freilassing schon sehr
fortschrittlich, und es kam wie es kommen musste. Alle 15 jährigen bekamen eine kostenlose Berufsberatung. Samt Test und allen möglichen Schnickschnack. Das Ergebniss war in meinem Fall eindeutig. Ich hatte 100 Punkte für den Beruf des Metzgereifachverkäufers errungen. Dass sie zu diesem Zeitpunkt händeringend eben jene gesucht hatten, bekam ich erst Jahre später mit. Nichts desto trotz war das aber sowieso keine Option, und nachdem ich auch keine andere Berufswahl aufregend fand (väterlicherseits kam noch der Vorschlag Speditionskaufmann), wurde ich nach Schulabschluß erst einmal Musiker, Fortbildungsschüler und Zivildienstleistender(damals noch Drückeberger genannt, und mit unerbittlicher Prüfung verifiziert).

Im zarten Alter von 22 Jahren, nachdem die Umschülerei und der Dienst am Vaterland geleistet war, wurde es mir dann doch etwas blümerant bzgl. der Zukunftsaussichten als Musiker. So begab sich die Tribüne doch noch auf Ausbildungssuche. Erst war die Musikpädagogik angesagt, was mir nach Zivildienst und längeren sozialen Tätigkeiten aber dann doch auf die Eier ging. Dann wollte ich zu Jörg nach Kassel, um an der dortigen Hochschule Produktdesign zu studieren. Hier holte mich meine frühere Schülerfaulheit wieder ein, und der Zugang wurde mir trotz bestandener Aufnahmeprüfung aufgrund der fehlenden Allgmeinen Hochschulreife verwehrt. Tja und dann kam meine große Schwester und erzählte mir von einem Bekannten, der Dekorateur wäre. Ich wusste zwar nicht was das war, aber bewerben kann man sich ja mal. Das Bewerbungsgespräch war eine Katastrophe und auf dem Fuß folgte die Absage. Blöd nur, dass sie es damit begründeten, dieses Jahr keine Lehrlinge einzustellen. Und als die Tribüne im örtlichen Tagesblatt kurz darauf eine erneute Stellenausschreibung für diesen Ausbildungsplatz entdeckte, war sie erst perplex, und dann doch ziemlich erzürnt. Mit diesem gerechten Zorn fand ich mich dann kurz darauf bei eben jener Firma ein, um erst den Personalchef, und dann den Chefdekorateur erbost zur Rede zur stellen. Was ihnen denn einfalle, so gehe es nicht etc. etc.
Und so wurde ich dann doch Dekorateur was ich wohl, hätte ich mich 91 nicht selbstständig gemacht, heute nicht mehr ausüben würde. Manchmal denke ich noch daran, was wäre, wenn mir nicht blümerant geworden wäre, aber irgendwie passt das schon alles.

Wie war das so bei euch?
Bitte um Erfahrungsberichte zur Berufswahl.


ps Ob ich den ästhetischen Anforderungen von jmaas als Metzgereifachverkäufer wohl genügen würde?


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