Da bin ich jetzt doch ein bisserl enttäuscht (Forum)

hjs enttäuscht, Wednesday, 07.04.2021, 10:58 (vor 1108 Tagen) @ BlueMagic

Dass du soziale Argumente als "Sozialkeule" abgualifizierst. Ist ja so ein wenig auch grüne (die Partei ist gemeint) Argumentationslinie, geht aber meiner Überzeugung nach in die Irre. Aber klar, ich bin ja auch Sozialdemokrat, und deshalb find ich solche Ausdrücke eh befremdlich.

Umweltschädliches Verhalten teurer zu machen ist ja schon lange eine Strategie, z.T. auch von meiner Partei mit unterstützt. Aber wenn man das Thema ernst nimmt, dann kann das nicht die Strategie, zumindest nicht die zentrale, für die Zukunft sein. Denn sie sagt auch: Wenn ich viel Geld habe, darf ich die Umwelt schädigen. Wenn man das Thema ernst nimmt, muss es aber eins der gesamten Gesellschaft sein, d.h. dann sind bestimmmte Sachen FÜR ALLE verboten, weil sie umweltschädigend sind. Man darf sich davon nicht freikaufen können. Und das setzt Ansätzen wie Parkplätze noch teurer, City-Maut o.ä. für mich enge Grenzen. London wird da ja oft hergenommen als Beispiel für erfolgreiche City-Maut. Aber im Londoner Stadtzentrum sind halt außer Taxis und Bussen nur noch die Limousinen der ARaber und Russen unterwegs. Ob wir das wollen, müssen wir halt überlegen.

Wenn du nun sagst: OK, dann wird Auto in Zukunft halt nur noch ein Verkehrsmittel für die Reichen, dann ist das erstens geschichtsvergessen. Denn so wie das Fahrrat um die vorletzet Jahrhundertwende, so war das Auto als Massenverkehrsmittel nach dem 2. WK auch eine Geschichte der Freiheit. Ich war nicht mehr darauf beschränkt, wann der Staat seine Züge fahren ließ, sondern konnte mich selbst fortbewegen, und zwar in größerem Radius als früher. Natürlich kann man das heute unter dem Umweltgedanken nicht mehr so sehen, aber - noch einmal - wenn Umweltschutz mehr als ein Eliteprojekt sein soll, dann muss man diesen Freiheitsgedanken weiter im Blick haben. Konkret heißt das: ERstens alle mitnehmen (s.o.) und zweitens der Abnahme an Freiheit durch ein Angebot (Mietwagensysteme, Mietradysteme weiter ausgebauten ÖPNV, mehr Platz für Fußgänger, dabei auch Sicherheit derselben vor den Radfahrern) entgegenwirken, das möglichst viel von dieser Freiheit erhält. Übrigens auch den Sicherheitsgedanken (nachts als Frau allein in der Großstadt unterwegs). Und es ist zweitens vernachlässigst du natürlich das Land, wo die Situation eine grundlegend andere ist.

Kommen wir nach München zurück. Mehr Platz für Radler natürlich. Radschnellwege auch, wir haben im BA 11 erst letztes Jahr der Trasse Richtung Garching zugestimmt, bei der hunderte Parkplätze wegfallen. Alle öffentlichen verstärkt ausbauen, dabei müsste die CSU ihren Widerstand gegen die Tram und die Grünen ihren Widerstand gegen die U-Bahn endlich aufgeben. Etwas untergehen , wiel die schwächste Lobby, tun leider die Fußgönger. Stichwort Kinderwägen, Gehbehinderte, Senioren. Die brauchen mehr Platz, und sie müssen an vielen Orten auch vom Radverkehr stärker getrennt werden. Und dann noch ein unangenehmes Thema: Der Radverkehr muss auch stärker überwacht werden. Beides sind dann die unangenehmen Folgen eines verstärkten Radverkehres, vielleicht auch mit Kennzeichnungspflicht. Da muss man gar nicht das Bild vom Radlrambo bemühen. Aber wenn die Radler mehr werden, sind da auch mehr Rambos unterwegs. Und bislang hatl häufig vermischt mit Fußgängern.


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