die Verallgemeinerung halt ich für falsch (Forum)
Wenn ich die Führung "München im 3. Reich und der Widerstand" mache, ist schon auffällig wie verschämt die Stadt mit diesem schweren Erbe umgeht. Am Gebäude des ehemaligen Sternecker Hofs (DAP-Versammlungsort, Parteimuseum): kein Hinweis. Am Hotel Torbräu (Gründung SS) kein Hinweis. Am alten Rathaus (Beginn Reichspogromnacht) wenigstens eine Hinweistafel neben dem Eingang, aber sehr unscheinbar. Beim Hofbräuhaus ist es am krassesten. Das ist wohl das bekannteste Gebäude in München. Hier wurde die NSDAP gegründet und nur eine Handvoll Insider weiß das. Das macht man völlig absichtlich. Nur das Gemütlichkeitsimage nicht besudeln.
Am Odeonsplatz hat man die Erinnerungstafel an die vier erschossenen Polizisten v. 1923 entfernt. Warum weiß ich nicht. Der einzige Hinweis auf den Hitlerputsch 1923 ist die goldene Pflastersteinlinie in der Viscardigasse, die an das Drückebergergäßchen erinnern soll. Wer weiß denn das? Wem fällt das auf, wenn er nicht darauf hingewiesen wird? Man könnte z. B. "Drückebergergäßchen" ganz offiziell unter das Straßenschild schreiben. Dann würde wenigstens der eine oder andere Deutsche fragen, was das bedeutet. Aber so: Feigenblatt (wir tun ja was). Aber nur ja nicht zuviel.
An den ehemaligen Hitlerwohnungen im Lehel und am Prinzregentenplatz: Hinweistafeln: Fehlanzeige!
Schleißheimerstarße weiß ich jetzt nicht, aber vermutlich auch Fehlanzeige.
Stolpersteine in München: Fehlanzeige.
Es gibt natürlich auch positive Entwicklungen: neue Synagoge am Jakobsplatz: toll!
Dokumentationszentrum: sehr gut. Aber die unsägliche Konzept- und Personaldiskussion darum ist für mich schon ein wenig Ausdruck dafür, wie schwer man sich hier in München tut, diesen Teil der Vergangenheit angemessen aufzuarbeiten.
Berlin macht das mit den Stätten des Terrors besser und offensiver. Es entsteht auch nicht der Eindruck, dass man damit werben und Touris anziehen will. Dafür hat die Stadt genug anderes zu bieten. Und so ist es in München auch. Man könnte also ruhig etwas offensiver sein mit der Vergangenheitsbewältigung ohne in den Ruf zu kommen, damit Geld verdienen zu wollen.
Viele Grüße
