Luxl und die Liebe (Forum)

BlueMagic, Saturday, 17.08.2024, 00:12 (vor 104 Tagen) @ Herbert

Das Thema "wie hätte ich mich selbst in der Situation verhalten" habe ich viele Jahre lang bei der Tour "München im 3. Reich und der Widerstand" (gibt's leider nicht mehr) auch angesprochen. Meine Mutter (Jahrgang 36) hat mir erzählt, dass es bei ihr zuhause in der Holledau den Spruch gab "sei brav, sonst kommst nach Dachau!" Sie selbst war zu jung, um das damals ganz zu verstehen. Aber offensichtlich wussten die damaligen Erwachsenen schon ziemlich genau, was dort passierte.
Ich selbst habe mir nicht nur einmal versucht vorzustellen, wie es gewesen wäre, in der damaligen Stadtverwaltung in meiner Einwertung zu arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich die Deportationen im dienstlichen Kontext mitbekommen hätte, halte ich für sehr hoch. Evtl. hätte ich sogar mit organisieren müssen. Und dann die Frage, ob ich es mir als Familienvater hätte leisten können, etwas dagegen zu sagen oder gar zu versuchen, wenigstens Sand ins Getriebe zu streuen. Die ehrliche Antwort muss sein: ich hätte es nicht getan, schon um die Familie zu schützen. Viel zu viel Angst. Dieses persönliche Eingeständnis, lässt das Mitläufertum in anderem Licht erscheinen.
Insofern gilt meine grösste Achtung den Mitgliedern der Weissen Rose.
Die haben trotz der grossen Gefahr bereits relativ früh angefangen, etwas zu unternehmen. Im Gegensatz zu den Leuten um v. Stauffenberg. Die haben jahrelang in hohen Funktionen mitgemacht und erst an Widerstand gedacht, als ihr Führer aus ihrer Sicht militärisch unsinnige Entscheidungen getroffen hat.
Es ist leider bezeichnend für D, dass man im 21. Jahrhundert immer noch mehr dem militärischen Widerstand gedenkt, als dem zivilen an der Uni. Der 20. Juli gehört m.E. längst als bundesweiter Gedenktag abgeschafft und dafür der 22. Februar eingeführt!
Es kommt einfach kein Politiker auf diese Idee. Nicht einmal der aktuelle Bundespräsident. Allen anderen traue ich solche Gedanken eh nicht zu.


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