Celtic down under (1993) II (Forum)

Celtic*, Sunday, 25.03.2012, 21:06 (vor 4422 Tagen) @ Celtic*

Die erste Nacht in Australien war eher ein halber Vormittag. Schlafen hätten wir eigentlich schon können, aber es war zu hell. Am frühen Nachmittag haben wir uns gesagt, Jetlag beiseite, jetzt geht’s los! Also ab nach Darwin, in die Mall (Fußgängerzone usw.). Erst ging es durch eine Parkanlage, in der jede Menge Schlafende lagen. Es waren kaum Leute unterwegs und die, die unterwegs waren, gingen meistens auf Krücken. In Darwin ist das einzige Krankenhaus im Umkreis von mindestens 500 Kilometern. Alle vom Pferd gefallenen, alle von Schlangen gebissenen und alle sonstigen Ungeschickten humpeln durch Darwin. Leider sieht man, wie überall im Northern Territory, viele Aborigines besoffen und/oder saufend auf Grünstreifen und unter Bäumen sitzen. Völlig entwurzelte Leute ohne Zukunft und Gegenwart, weil die Vergangenheit vernichtet ist.

Irgendwann gegen Abend sind wir in ein Pub eingekehrt. Im ersten Stock auf dem Balkon. Es hatte was von French Quarter. Zu uns haben sich zwei Aussies gesellt, von denen einer nicht mehr richtig reden konnte (wars der Slang?) und uns dauernd erklärt hat, dass er einen Schuh verloren hat. Er hatte wirklich nur einen an. Der andere war nüchterner und hat uns erzählt, dass sie beide (!) Lehrer in einer Aboriginal-Siedlung in Westaustralien sind. Wir hatten dann noch sieben Jugs, weil jeder einen gezahlt hat (je ein Liter, das stecken wir Bayern locker weg) und uns mit dem Nüchtereren der beiden Lehrer für (Tage) später in der Todd Bar in Alice Springs verabredet und sind Richtung Motel geschlendert.
Am nächsten Morgen wurden wir dann von einer Art Land Rover (australisch zum Kleinbus erweitert) abgeholt. Eine Fünf-Tage-Tour durch den Kakadu-Nationalpark stand bevor. Wir waren die Letzten, die abgeholt wurden. Im Gefährt saßen bereits drei Holländer aus Amsterdam, zwei erst kurz miteinander verheiratete Amis aus der Nähe von Detroit, eine Engländerin aus Manchester und ein Däne aus Aarhus. Der Ole hat einen Reisebericht für seine Zeitung geschrieben, wie wir aber erst am Schluss erfahren haben.

Los ging die Fahrt über den Stuart Highway bis nach Katherine (drittgrößte Stadt im Northern Territory, es gibt dort aber auch nur drei Städte), wo wir nochmal richtig einkaufen sollten. Weil ab jetzt ist Sense. Also Bierpaletten, Zigarettenstangen usw. eingeladen und ab gings Richtung Kakadu. Unser Reiseleiter war ein Mann über 60 und aus Wales, der seit dem Krieg in Australien gelebt hat. Er konnte australisches Englisch und Englisch, was relativ hilfreich war. Ein knorriger Typ, aber von Tag zu Tag zugänglicher. Irgendwann waren wir bei einer Farm, wo wir duschen und in festen Zelten (wie dann jeden Tag) übernachten konnten. Am Lagerfeuer haben wir alle unsere Biervorräte vernichtet, weil verlautet wurde, dass ab morgen Alkohol tabu ist. Am nächsten Morgen ging es richtig los. Und zwar sehr früh. Katzenwäsche, Tee aus der Blechtasse (du kannst kaum den Henkel anfassen, so heiß), irgendwas festes zwischen die Kiemen und ab. Man fährt oder holpert so dahin durch Landschaften, die man sonst nur aus Filmen wie Crocodile Dundee kennt. Und plötzlich bleibt unser Fahrer/Führer stehen und lässt uns aussteigen. In der Nähe war ein Billabong (Wasserloch/See), in dem man nicht baden kann, aber essen. Und dann sagt er, genau hier sind einige Szenen von „Crocodile Dundee“ gedreht worden.

Der Kakadu Nationalpark hat uns noch ein paar Tage gefangen gehalten (im positiven Sinn). Wir konnten nach elendem Gekraxel Felsmalerien sehen, mehrere 10.000 Jahre alt. Wir haben Kragenechsen gesehen (unser 60-jähriger Führer hat sogar eine im Hechtsprung gefangen), wir durften mit Krokodilen baden, mit Freshies (Süßwasser) natürlich. Um Salties (das sind die großen) sollte man einen Bogen machen.
Nach fünf Tagen hatte die Tour in Darwin wieder ihr Ende gefunden und wir Touris haben und im hiesigen Sizzler zur Abschlussparty verabredet. Dort gab es von unseren Holländern auch noch Freibier, weil sich Oranje just an diesem Tag noch für die WM qualifiziert hat.

Jetzt haben wir fünf Münchner aber in München eine 10-Tages-Tour gebucht (mit Kakadu und Uluru), und diese Tour war nach fünf Tagen vorbei. Nach dem Durchforsten unserer Unterlagen haben wir entdeckt, dass wir erst von Darwin nach Alice Springs müssen. Und zwar mit dem Greyhound (den gibts in Oz auch). Der Günter hat gesagt: „Des gähd ja gar ned.“

Freilich gähds! Man setzt sich nachmittags in einen Greyhound mit Klimaanlage und erfährt, dass selbige hin ist, aber wir fahren ja nachts. Da ist es nicht so schlimm. Ja, der Fahrer hat bei sich vorne die Fenster offen gehabt und der Fahrtwind ist durchgezogen. Aber halt erst als der Bus gefahren ist. Vorher war es bei normalen Darwin-Temperaturen um die 40 Grad etwas warm und unangenehm. Wir fuhren in die Nacht und nach Süden (also aus der Hitze raus). Zwischen Darwin und Alice Springs kommt ja nichts (außer Katherine mit seinen paar Tausend, aber da waren wir ja schon). Und doch gibt es größere Bus and Truck Stops. Der Bus hat auffallend oft gehalten und man konnte sich ziemlich große Hamburger und Bier (wahlweise Kaffee) reinziehen. Und alles zu einem sehr fairen Preis. Bei einem dieser Stops hat der Busfahrer den Günter und den Max mitgenommen in ein Nebengebäude. Aber nicht was ihr denkt! Er hat ihnen dort den Gründer dieses Truck Stop persönlich vorgestellt. Er hat halt den Sarg geöffnet, und da war er. Abgemagert, hat es geheißen.

Irgendwann haben wir Alice erreicht. Alice, Alice, who the f. is Alice?
Alice Springs, zweitgrößte Stadt des Northern Territory und ziemlich bizarr.

Tags:
Reiseberichte


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion