Die Idee, einen Verein mit einem speziellen türkischen Migrantenprofil als Profiverein aufzubauen, erschien mir von Anfang an als 40 Jahre veraltet. Eine Kopfgeburt ohne Körper. Und der mangelnde Zuschauerzuspruch zeigt, dass es so ist. Diejenigen aus der türkischen Community, die türkischen Profifußball wollen, die schauen per Satelit Galatasaray, und die anderen gehen zu Dortmund oder Hertha oder, ja, auch zu Sechzig.
Und viele tun beides.
Kommt halt drauf an, was Ziel und Zweck des Projekts ist bzw. war.
Wenn es nur darum geht, junge Spieler zu entwickeln (die natürlich mangels Masse nicht aus der eigenen Jugend kommen) und diese dann gewinnbringend an türkische Großvereine zu verkaufen, dank der Transfererlöse sportlich möglichst weit nach oben zu kommen und am Ende die Anteile an der Spielbetriebsgesellschaft mit sattem Gewinn zu verkaufen, ist die türkische Community vermutlich nicht ganz so wichtig.
Es gab zumindest mal Gerüchte, dass genau das die Intention von HK war. Vielleicht hat er das sogar mal bestätigt, bin mir aber nicht sicher.
Das funktioniert natürlich nur mit dem nötigen (wirtschaftlichen) Durchhaltevermögen. Und eine Pandemie mit Zuschauerausschluss ist da auch eher hinderlich.
Nebenbei: Ich würde aktuell noch nicht meinen Allerwertesten verwetten, dass HK sich wirklich komplett zurück zieht. Dafür gab es in den letzten Monaten zu viele Nebelkerzen aus der Ecke.
Die Reaktion darauf, wie ich sie über die sozialen Medien wahrnehme, ist jedoch nicht besser. Man fühlt sich an eine virtuelle Version der Schlägereien und Schmähgesänge der kurzlebigen Hochzeit von Türk Gücü in der Bayernliga erinnert. Auch wenn man die verständliche Antipathie gegen einen künstlich hochgepäppelten Emporkömmling abzieht und auch wenn man sagt ja mei, soziale Medien halt, bleibt immer noch ein gutes Stück Ablehnung alles Migrantischen, das als solches erkennbar ist. Und das gefällt mir nicht.
Schwieriges Thema...
Es gibt ja wirklich genügend Gründe, TG bzw. dessen Entwicklung zu kritisieren. Oder das Gebaren einzelner Verantwortlicher. Oder die Tatsache, dass es sich die Verantwortlichen zur Gewohnheit gemacht haben, sich über angebliche rassistisch motivierte Benachteiligung zu beklagen, sobald jemand nicht sofort nach ihrer Pfeife tanzt (z.B. BFV, RBS).
Nichtsdestotrotz ist TG natürlich ganz klar rassistischen Anfeindungen ausgesetzt, ob das jetzt die widerwärtige Aufkleberkampagne einer faschistischen Kleinstpartei ist, die Vorfälle in Mannheim oder die Posts irgendwelcher rechtsextremen Arschlöcher in den sozialen Medien.
Das führt mitunter aber wiederum dazu, dass Kritik an TG, die absolut nichts mit Rassismus zu tun hat, trotzdem unterschwellig als ebensolcher ausgelegt wird.