Nachwachsende Schiris werden dazu angehalten, mutig zu sein und (im Männerfußballsprech) Eier zu zeigen. Das ist prinzipiell auch richtig so. Kann aber auch eine Kehrseite haben. Wie zeigst du am besten Eier? In dem du auf jedem Fall vermeidest, ein Heimschiedsrichter zu sein und keine Scheu vor großen Namen an den Tag legst. Psychologisch kann diese Leitlinie einen unerwünschten Nebeneffekt haben: du benachteiligst in der Praxis unbewusst den „Großen“. Gerade weil du ganz besonders unparteiisch sein wolltest.

Bei einzelnen Persönlichkeiten kann die Aufforderung Mut und Eier zu zeigen, auch zu einem unerwünschten Sozialverhalten führen. Übersteigertes Selbstbewusstsein und Arroganz sind nicht hilfreich im Spiel. Darüber beklagen sich dann verschiedentlich Spieler und Trainer. Gilt natürlich umgekehrt genauso. Auch manche von denen benehmen sich unterirdisch.

Wenn man schaut, welche Unparteiischen von Spielern und Trainer gleichermaßen gelobt und geschätzt werden, Typen, die als Schiri-Legenden gelten, dann haben die nicht unbedingt eine geringere Fehlerquote als andere, aber sie sind Persönlichkeiten. Sie kommunizieren und verhalten sich besser. Auch ihre Körpersprache ist anders. Die Stärkung von Präsenz und die Fähigkeit zur Selbstregulation und Stressbewältigung ist wichtiger als alles andere. Wer das gelernt hat, pfeift auch besser.

Wobei ich tatsächlich nicht glaube, dass es in Deutschland ein grundsätzliches Qualitätsproblem mit den Schiris gibt, aber die Zuteilung in die Spielklassen ist halt oft überhaupt nicht nachvollziehbar.
Ob das jetzt am Regionalproporz, Vitamin B oder sonstigen Gründen liegt, ist eigentlich wurscht. Das Ergebnis ist jedenfalls scheiße.