Gedanken zu dem Anschlag in Solingen (Forum)
Konservative Medien wie "Die Welt" schreiben von einem "Problem mit jungen, gewaltbereiten Männern aus muslimischen Gesellschaften". das man angeblich verschwiegen werden soll. Was für ein Blödsinn. Natürlich darf man dieses Problem benennen. Nur ist die alleinige Benennung des Problems noch kein konstruktiver Ansatz zur Lösung des Problems. Und dazu kommt dann meistens nichts hinterher.
Für mich stellt sich erst einmal die Frage, ob die Täter und die rechtzeitig gestoppten potentiellen Täter von islamistischen Gewalttaten in ihrer Mehrheit schon radikalisiert waren, als sie nach Deutschland gekommen sind oder ob sie sich in Deutschland radikalisiert haben. Ich bin sicher, dass es dazu Studien gibt (Wenn nicht, wäre das ein grobes Versäumnis.
Es scheint mir plausibel zu sein, dass die überwiegende Mehrheit davon sich erst in Deutschland radikalisiert hat. Dann stellt sich aber die Frage, was wird zur Prävention einer solchen Radikalisierung unternommen ?
Für mich ist offensichtlich, dass Leute, die man abschieben will, aber aus welchen Gründen auch immer nicht abgeschoben werden, stark empfänglich für radikale Propaganda und damit potentiell gefährlich ist. Demzufolge muss unbedingt vermieden werden, dass solche Leute mehr oder weniger sich selbst überlassen werden. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten:
(1) Man entscheidet sich für eine Abschiebung und die betreffende Person wird dann bis bis zur vollzogenen Abschiebung lückenlos betreut.
(2) Man gibt der Person eine echte Bleibeperspektive, was die Möglichkeit zu arbeiten mit einschließt.
Eine Abschiebung ist allerdings oft nicht so einfach, wie es die Populisten weis machen wollen. Schon alleine, weil bei einer Abschiebung auch ein aufnehmendes Land mitspielen muss. Somit ist Option (1) zumindest nicht die Lösung für alle diese Fälle.
Option (2) wird von vielen nicht gewollt. Die Begründung dafür ist, dass man damit (angeblich oder tatsächlich) "Pull-Faktoren" für eine weitere Migration nach Deutschland schaffen würde. Wer allerdings Option (2) deshalb grundsätzlich nicht haben will, nimmt zur Vermeidung von "Pull-Faktoren" die vermehrte Radikalisierung junger Muslime und damit in letzter Konsequenz solche entsetzlichen Ereignisse wie in Solingen billigend in Kauf.