Nur bieten Rechenspiele, wieviele Tausend Arbeiter denn nun gestorben sind (Gianni Infantino weiß es ganz genau, er spricht von drei!) und ob das während oder in Folge ihrer Arbeit geschah, wenig Erkenntnis.
Dass das ganze Turnier "einem unfassbaren Framing und Bashing" unterzogen würde, "das keinen Platz mehr für Objektivität lässt" ist falsch. Aus globaler Perspektive konzentriert sich die Kritik daran nämlich auf wenige europäische Länder. Der überwiegende Teil der Welt (und es ist nun mal eine WM!) hat dazu gar keine Meinung oder sieht die Veranstaltung positiv. Du bist mit deiner Haltung also kein Dissident, sondern klar mehrheitsfähig.
PS: Natürlich ist es verlogen, der Champions League zu huldigen und gleichzeitig eine WM zu kritisieren.
Der Beitrag "WM der Lügen - wie die FIFA Katar schönredet" fasst die Kritik aus (west-)europäischer Perspektive gut zusammen.
Zu behaupten, die darin geäußerte Kritik wäre reines "Framing und Bashing" und verlasse "jegliche sachliche Ebene", könnte ein PR-Beauftragter der FIFA oder Qatars kaum besser in Worte fassen.
Ich gönne jedem Fußballfan, sich von den Begleitumständen nicht irritieren zu lassen und einfach nur Fußball genießen zu wollen. Mach das, du musst dich dafür nicht rechtfertigen.
Ich glaube nicht dass ein Kniefall vor dem Scheich ist. Es könnte einfach auch sein, dass sich die kgaa nicht den Vorwurf gefallen lassen will, Unwahrheiten zu verbreiten.
https://www.amnesty.at/themen/wm-in-katar-2022/ausbeutung-und-todesfaelle-wie-arbeitsmigrant-innen-fuer-die-fifa-wm-in-katar-leiden
Laut Amnesty International waren bis zu 20.000 Gastarbeiter auf den WM-Baustellen tätig. Zwischen 2010 und 2019 sind 15.000 (von 2,8 Millioben) Nicht-Kataris in Katar gestorben. 30% davon aufgrund einer natürlichen Todesursache, bei den anderen 70% fand keine Obduktion statt.
Es stimmt einfach nicht, dass 15.000 Gastarbeiter auf den WM-Baustellen ums Leben gekommen sind, egal wie oft das behauptet wird. Es wäre auch etwas unlogisch, wenn von 20.000 Arbeitern 15.000 sterben würden. (*)
Tomtom hat letzte Woche mal nach anderen Artikel gefragt und mich direkt angesprochen. Hier sind mal ein paar dazu.
Ich erwähn es nochmal: die Arbeitsverhältnisse im Nahen Osten (nicht nur in Katar) sind ebenso zu kritisieren wie die Art der WM-Vergabe durch die Fifa (nicht nur bei der Katar-WM). Aber m.E. wurde mit der Kritik mittlerweile jegliche sachliche Ebene verlassen und das ganze Turnier einem unfassbaren Framing und Bashing unterzogen das keinen Platz mehr für Objektivität lässt.
Wenn es jetzt schon soweit führt, dass 1860 dafür kritisiert wird keine Falschmeldungen zu verbreiten, dann können wir wirklich einpacken!
https://m.focus.de/sport/fussball/wm-2022/bericht-loest-weltweit-empoerung-aus-6500-tote-gastarbeiter-beim-wm-aufbau-in-katar-stimmt-das-wirklich_id_179280819.html
https://www.qna.org.qa/en/News-Area/Special-News/2022-11/02/0082-fifa-world-cup-qatar-2022-ahmad-bin-ali-stadium-accomplishes-vital-milestone-in-security,-safety-with-23-million-of-safe-working-hours
https://www.vinci.com/vinci.nsf/de/item/qatar-en.htm
(*) 15.000 Todesfälle sind 15.000 Todesfälle. Jeder für sich betrachtet ist sicherlich tragisch. Eine Bewertung, ob 15.000 viel oder wenig ist kann man allein aufgrund der absoluten Zahl nicht führen. Also setze ich sie in relation. Katar hat 2,8 Millionen Gastarbeiter. Zwischen 2010 und 2019 sind 15.000 davon gestorben. München hat 1,4 Millinen Einwohner. Vergangenes Jahr sind 12.500 gestorben. In dieser relation gesehen ist die Sterberate der Nicht-Kataris in Katar möglicherweise gar nicht so hoch. Wenn jemand eine andere Vergleichszahl findet, gerne her damit.