Groundhopping in Riad

1. Spiel 28.12.2019
Al Shabab - Al Ahli 1:0
Saudi Premiere League
Prince Faissal bin Fahd Stadium Riyhad

Eigentlich sollte das Spiel im Nationalstadion ausgetragen werden, wurde aber kurzerhand ins "kleine" Prince Faissal in der Stadt verlegt. Durch die Verlegung haben wir gerade noch durch Zufall erfahren, weder die renomierten Sportzeitungen, noch die Bewohner Riads hatten das Spiel wirklich auf dem Schirm. Tatsächlich waren zum Anpfiff um 17:50 Uhr dann knapp 12.000 Zuschauer im Stadion, wobei auch Al Ahli aus Dschidda einen guten Fanblock mit dabei hatte. Frauen sind im Fanblock nicht erlaubt, sondern dürfen sich nur gemeinsam mit ihren gesetzlichen Vertretern in einem seperaten Familienblock aufhalten. Dort sind auch die Ordner weiblich. Die Stimmung war gut und ausgelassen, Al Shabab hatte eine gute plastifahnenchoreo, wobei Al Ahli in grün hauptsächlich Lärm mit Trommeln und einer eigenen Megaphonanlage machten. Die ganze Situation erschien mir so, als wäre der Besuch eines Fußballspiels die einzige Möglichkeit für die Bewohner des streng muslimischen Landes, mal so richtig aus sich raus zu gehen. Die ungewöhliche Anstoßzeit war übrigens auf die allgemeinen Gebetszeiten ausgerichtet: Kurz vor Anpfiff rief bereits der Muhezin, und auch zur Halbzeit sind die Fans gesammelt auf den Allgemeinteppich im Stadionumfeld um zu beten, natürlich erst nachdem sich alle im Stadionklo die Füße gewaschen haben.

2. Spiel 30.12.2019
Al Hilal - Al Adalah 7:0
Saudi Premiere League
King Saud University Stadium

Gastgeber Al Hilal war vor 4 Wochen erst asiatischer Champions League Sieger geworden, in den beiden Finalspielen konnte man sich gegen die Urawa Red Diamonds aus Tokio mit 1:0 und 2:0 durchsetzen. Da der Turniersieg auch zur Teilnahme an der FIFA Club-WM in Katar berechtigte, ist der ganze Spielplan durcheinander gewürfelt worden, und unser Heimspiel im Vereinseigenen "King Saud University Stadium" war der erste Auftritt der 11 seit dem CL-Sieg. Dahingegend war das Spiel (mit Ausnahme des überdimensionierten Gästeblocks) ausverkauft, und wir hatten kurzfristig das Ticketproblem. Gottseidank konnten wir Kontakte zu den Ultras "Blue Power Al Hilal" aufnehmen, die uns kostenlos mit ins Stadion schleusten. die Fans von Al-Hilal machten wieder ordentlich mit Trommeln, Megafonen und einer großen Fahnenshow zum siebten CL-Sieg Rabatz, von Al Adalah waren überhaupt keine Fans da. Das Team war auch hoffnungslos unterlegen und verlor gegen den "FC Bayern Saudi-Arabiens" hochverdient mit 7:0. Höhepunkt des Spiels war die Verletzung des slowenischen (!!!) Schiedsrichters in der 81. Spielminute, der verletzt runter musste und vom vierten Offiziellen ersetzte wurde. Am Ergebnis vor knapp 15.000 Zuschauern änderte das nichts.

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Reiseberichte

Wie bist du zu den Saudis reingekommen? Organisiert, Beruflich oder Individuell?

Früher war Individualtourismus dort ja überhaupt nicht erwünscht, ein Visum so gut wie unmöglich.
Aber wenn man da jetzt hin könnte, wäre das zeitnah ein interessantes Ziel :-)

Seit Ende September dürfen Individualtouristen Visa beantragen. Davor war es 40 Jahre lang nur Arbeiter und Pilger erlaubt ins Land zu gelangen.

Saudi Arabien ist noch überhaupt nicht auf Touris eingestellt. Sehenswürdigkeiten sind oft grundlos geschlossen, ÖPNV quasi nicht existent, Touristeninformationen gibt es 0,0.

Alkohol und Party ist weiterhin verboten. Aber es sind auch nicht die typischen ausgetrampelten Touripfade, die du dort hast. In einem Basar waren die Verkäufer einmal so überrascht dort Touris zu sehen, dass sie uns ihre Ware geschenkt haben.

vielen dank! sehr interessant!

Danke, sehr interessanter Bericht. War mir bisher auch gar nicht bewusst dass man mittlerweile Saudi Arabien als Tourist besuchen kann. Wobei es mich nicht wirklich hinzieht. Aber ich habe auch noch nicht annähernd so viele Ziele gemacht wie Du ;-)

Danke, sehr interessanter Bericht. War mir bisher auch gar nicht bewusst dass man mittlerweile Saudi Arabien als Tourist besuchen kann. Wobei es mich nicht wirklich hinzieht. Aber ich habe auch noch nicht annähernd so viele Ziele gemacht wie Du

am 24. September kam die Meldung, dass Bürger von 49 ausgewählten Ländern (darunter Deutschland) ab sofort berechtig sind, ein Touristenvisum zu beantragen.

2 Tage drauf hatte ich dann Flug und Visum in der Tasche. Saudi-Arabien war bislang nicht bereisbar, und das hat mich extra dazu angespornt so schnell wie möglich dahin zu reisen.

Wir waren zu zweit, und haben in einer Woche Riad insgesamt nur 3 weitere touristen gesehen.

Wie schon oben erwähnt: bis Saudi Arabien wirklich vernünftig bereisbar ist dauert es noch ein wenig. Es gibt quasi keine reiseinformationen oder Empfehlungen und man muss sich alles aus den Fingern saugen. Informationen im internet sind spärlich, und dann meistens noch falsch. Touranbieter, die dir zB bei Überlandfahrten in die Wüste helfen gibt es nicht. ticketkauf für Züge ist online eigentlich nur für Einheimische möglich. Also alles noch sehr rudimentät, und daher umso interessanter.

Mit seiner "Vision 2030" hat der Kronprinz die Liberalisierung des Landes und Öffnung in Richtung Westen angestoßen. Ich bin daher sehr gespannt, wie es wohl in 10 Jahren dort aussieht. Zumindest wurde auch vor etwa 3 Monaten die Religionspolizei abgeschafft, sodass heute nichtmuslimische Frauen auch ohne Kopftuch durch die Straßen laufen können. Allerdings gibt es noch viel zu tun, vor allem wenn man an die Menschenrechte denkt. Einer Massenhinrichtung hätte ich nicht unbedingt beiwohnen wollen, auch wenn ich mir auf dem berühmten Chop-Chop-Square, auf dem das üblicherweise stattfindet, ein alkoholfreies Bier genehmigt habe. Alkohol gibts halt einfach überhaupt nicht.

Alles ziemlich abgefahren, und nach Nordkorea und Transnistrien das drittskurilste Land, in dem ich 2019 war.

Danke, sehr schön!

Das Stadion Georges Gratinat ist mit 10.000 Plätzen das zweitgrößte Stadion des französischen Überseegebiets Martinique.

Der Verein Aiglon de Lamentin trägt vier seine Heimspiele aus.

Zum Heimspiel gegen Essor-Prechtohain sind etwa 1.000 Zuschauer gekommen. Darunter ein leicht angetrunkener Löwenfan, der auch der einzige weiße im Stadion ist.

Dieser hat eben festgestellt, dass ihn keiner versteht. Und um Stadion gibt's WLAN.

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