Gestern wurde in Luxemburg Fussballgeschichte geschrieben... (Forum)
Der CS Fola Esch, der älteste Klub des Landes (sprich der erste Fussballklub Luxemburgs, 1906 gegründet) wurde Luxemburger Meister. Zum ersten Mal seit 1930.
Der CS Fola war im Gegensatz zum später gegründeten Arbeiterverein Jeunesse (dessen Namen ebenso wie die Farben schwarz-weiß natürlich an Juve angelehnt
sind) immer der Klub des Mittelstands und der Unternehmer, der Reichen (was sich allerdings mit der Zeit änderte bzw. relativierte.) Seine Farben: rot-weiss.
Fola Esch war DER Verein in der Vorkriegszeit. Sie wurden fünfmal Meister (1918, 1920, 1922, 1924 und 1930), zweimal Pokalsieger (1923 und 1924, wo das Double gelang.) Nach dem zweiten Weltkrieg gab es mit Ausnahme des Pokalgewinns 1955 keinen Titel mehr. Seit über 80 Jahren waren sie also nicht mehr Meister und seit 58 Jahren gab es keinen nationalen Titel mehr.
Folas Glanzjahre endeten abrupt. Lange Zeit verbrachte der Klub in der Zweit- und sogar nur in der Drittklassigkeit. Ganze Fangenerationen gingen damals verloren. Viele frühere Jugendspieler wie mein eigener Vater gingen nicht mehr zu Heimspielen. Darunter leidet Fola noch heute, wenn man sich die Fanszene anschaut.
Hauptsächlich Kinder und Jugendliche und ein paar Übriggebliebene.
Derweil eilte Jeunesse von Titel zu Titel, wurde Luxemburgs Rekordmeister und Luxemburgs Rekordpokalsieger. Erst vor einigen Jahren übernahm Düdelingen
die neue Vorherrschaft.
Ich bin in Esch geboren und wohne mittlerweile sogar dort (bzw. in einem neuen Siedlungsgebiet, was teilweise zu Esch gehört), sehe mich aber als
Beleser (weil ich dort aufgewachsen bin, der FC Beles ist aber leider nur drittklassig und überhaupt eher ein niedlicher Spassverein) und allein aufgrund vieler Freunde bin ich persönlich Fan von Differdingen 03, dem Fusionsverein aus den alten Red Boys Differdingen und dem AS Differdingen. Aber ich habe immer gehofft, dass Fola Esch, ein echter Traditionsverein, wieder zur alten Grösse zurückfindet. Zumal ich die Situation in Esch als ähnlich empfand wie die in München mit 1860.
Und was geschah? Fola Esch stieg wieder in die Nationaldivision auf mit der Zeit. Und heuer stellen sie urplötzlich den besten Torschützen der Liga
(Stefano Bensi) und lagen vorm heutigen Spieltag mit vier Punkten Vorsprung auf Düdelingen auf Platz eins der Tabelle. Fola konnte echt Meister werden.
Der Verein, für den mein Vater spielte, für den meine beiden Onkels spielten, deren Ehrenpräsident mein Opa väterlicherseits war (der leider letztes Jahr
verstarb, hätte er nur ein Jahr länger gelebt und das gestern noch miterlebt...)
Man musste nur eins der letzten zwei Spiele gewinnen. Entweder das letzte Heimspiel am Sonntag gegen Kayl-Tétange oder gestern abend das Derby auswärts. Zuhause hatte man noch 0-3 verloren. Gegen den alten Rivalen Jeunesse, der erst am Freitag wieder Pokalsieger wurde (sie gewannen leider 2-1 gegen Differdingen). Wer dachte da echt, sie könnten es bereits "op der Grenz" heute schaffen. Niemand eigentlich. Dennoch bin ich dahin, wohlwissend dass es möglich sein könnte.
Und das schier Unvorstellbare geschah: Fola Esch fegte Jeunesse Esch auf deren eigenem Platz mit 1-5 von eben diesem und wurde souverän einen Spieltag vor
Schluss Luxemburger Meister. Auch wenn ich Jeunesse nicht hasse (international drücke ich ihnen sogar die Daumen, wie JEDEM Luxemburger Verein!), ich
fands geil.
Doch nun kommt die Crux: der Erfolg Folas ist zuvorderst der Verdienst des reichen Mäzens Lopez, aber viel Geld kam auch durch den Trikotsponsor SAP
herein (ja, richtig, Geld von Hopp bei der Arbeit). Und dank SAP hat Fola auch seit Anfang dieser Saison eine Kooperation mit dem Plastikverein
Hoffenheim, die es ermöglichen soll, das eine oder andere Talent vielleicht abzubekommen. Und da ist er, der Wermutstropfen.
Ist es noch okay, sich über den Erfolg Folas zu freuen in diesem Falle?
Persönlich denke ich JA, aber dennoch, sie missfällt mir, diese Kooperation mit der TSG... Trotzdem es ist irgendwie GEIL! Fola Esch ist zurück und somit nächste Saison auch international. 
