Zum Saisonbeginn: Die große Trikotkritik (Forum)
Trikotkritik Saison 2012/13
Vorbemerkung:
Bewertet wurden die 18 Bundesligaklubs. Grundlage war das Mannschaftsfoto im Kicker. Wo dort noch der Trikotsponsor fehlte, wurde auf zusätzliche Information im Internet zurückgegriffen. Es gab drei Kriterien: Unter Grunddesign und Farbgestaltung fallen die Farben selbst, dazu Schnitt und Kragen. Halt das, was einem auf den ersten Blick so auffällt. Hierfür gibt es maximal fünf Punkte. Drei kann man für eine gelungene Logo-Integration erhalten. Denn es ist durchaus eine schwierige Aufgabe, die drei Elemente Vereinswappen, Ausrüsterlogo und Sponsorenlogo auf dem Trikot so zu platzieren, dass ein harmonisches Ganzes herauskommt. Schließlich kann man bei „Besonderheiten“ noch zwei Punkte für Details am Trikot oder auf dem Mannschaftsfoto erhalten.
PLATZ EINS: Hamburger SV
Bei Sechzgerfans klingeln alle Alarmglocken, wenn sie das Wort „Jubiläumstrikot“ hören. Richtig, da gab es mal eine sagenhafte Nummer zum Wenden. Grüngold war ja noch schön, aber die andere Seite war eine Kollage mit Bildern aus der Vereinsgeschichte. Da biss einem K.H. Wildmoser in die Brustwarze. Das Ganze kostete damals übrigens sagenhafte 99 Euro. Noch heute weigern sich die ebay-Server, es zur Versteigerung anzubieten. Der HSV hat den gleichen Fehler nicht gemacht, sondern sich auf ein wenig Stickerei beim Vereinswappen beschränkt. Hanseatisches Understatement. Fast schon ein Joke sind die drei Sterne unterhalb des Wappens, die in Wirklichkeit keine Sterne sind, dazu fehlen in Hamburg ein paar Meisterschaften, sondern die drei Ziffern „1, 2 und 5“ auf drei Rauten gestickt. Alles in allem stimmig.
Grunddesign/Farbgestaltung: 4 (5)
Logo-Integration: 3 (3)
Besonderheiten: Das Volksparkstadion hat schon wieder einen neuen Namen: Weil die Hamburger das Stadionsponsoring unterlaufen, indem sie den Sponsor jedes Jahr wechseln und somit niemand sich den merken kann, noch dazu mit Unternehmen, die z.T. niemand kennt, gibt es hier die volle Punktzahl: 2(2)
Gesamt: 9 (10)
PLATZ ZWEI: Eintracht Frankfurt
Generell gibt es eindeutig zu wenig Bierwerbung in der Bundesliga. Das war mal anders. Nun aber hält allein Eintracht Frankfurt mit Krombacher diese Fahne hoch. Der Rest des Trikots ist ähnlich ordentlich: Traditionsfarben ohne modisches Schnickschnack. Die Integration des Sponsors wie des Ausrüster-Logos ist hier mustergültig gelungen.
Grunddesign/Farbgestaltung: 5 (5)
Logo-Integration: 3(3)
Besonderheiten: Will man ganz pingelig sein, dann ist der Hintergrund des Mannschaftsfotos optimierungsfähig: Warum die Außenseite des Stadions mit gelben Commerzbank-Flaggen? Gab‘s da in ganz RheinMain nix Besseres? 1(2)
Gesamt: 9 (10)
PLATZ DREI: FSV Mainz 05
Gerade als Verein mit wenig Tradition im Profifußball kann man durchaus auch was ausprobieren. Aber wenn schon Arsenal (weiße Hosen, rote Hemden, weiße Ärmel), dann richtig Arsenal. Bei Mainz hat es nur zu weißen Manschetten am Ärmelabschluss gereicht. Sonst ist nichts gegen das Trikot zu sagen, und der Sponsor bringt sogar wie bei Leverkusen Extrapunkte ein.
Grunddesign/Farbgestaltung: 4 (5)
Logo-Integration: 3 (3)
Besonderheiten: entego: 2 (2)
Gesamt: 9 (10)
PLATZ VIER: Borussia Dortmund
Man muss natürlich sehen, welche Verirrungen die Dortmunder in den vergangenen 20 Jahren in Sachen Trikot aus freien Stücken mitgemacht haben. Von textmarkergelb über augenkrebsverursachende dünne Streifen bis hin zu einer glücklicherweise in der Versenkung verschwundenen eigenen Trikotmarke haben die Westfalen kein Fettnäpfchen ausgelassen. Wobei der Autor hier beichten muss, dass er lange Jahre das eher dunkle Hoesch-gelb für die Dortmunder Traditionsfarbe gehalten hat, bis er vom Chefkorrespondenten der Süddeutschen Zeitung höchstselbst in dieser Frage belehrt wurde: Also zitronengelb. Und von Puma. Schön die kontrastierenden schwarzen Abschlüsse an den Ärmeln. Allein der etwas dominante Sponsoren-Schriftzug verhindert eine bessere Bewertung.
Grunddesign/Farbgestaltung: 5 (5)
Logo-Integration: 1 (3)
Sonstiges: Opel gibt seine letzten Kröten aus, um Co-Sponsor zu werden: 2(2)
Gesamt: 8 (10)
PLATZ FÜNF: Hannover 96
Mutig ist Hannovers Bekenntnis zum Kent-Kragen (einziges Team der Liga), allerdings wird der durch ein seltsames weißes Vau konterkariert. Sonst kann man bei der Farbkombination rot-schwarz wenig falsch machen (es sei denn, man ignoriert sie, wie die Nürnberger). Jako schafft das auch nicht. Der Sponsor scheint etwas überdimensioniert, aber das macht nichts, denn niemand weiß, was diese Fingerfarbenkleckserei sein soll.
Grunddesign/Farbgestaltung: 4 (5)
Logo-Integratin: 2 (3)
Besonderheiten: Trotz Felipes ehrenhaftem Dagegenhalten scheint Hannovers Team – Spieler und Betreuer zusammen – über die mit Abstand wenigsten Haare der Liga zu verfügen. Zwei Mitgefühlspunkte: 2(2)
Gesamt: 8 (10)
PLATZ SECHS: Schalke 04
Es gab eine Zeit, da mokierten sich Bayernfans über Gazprom als Schalke-Sponsor. Das seien böse Monopolisten, man unterstütze damit den Despoten Putin, hieß es bei den chinareisenden Säbener Superdemokraten. Dies änderte sich schlagartig, als eine gewisse Lichtgestalt Gazprom-Botschafter wurde. Zumindest eins macht Schalke mit dem Sponsor richtig (wie auch mit dem adidas-Logo): Auf dem Trikot kommt das Logo nur in der zweiten Farbe vor und somit der Schalkespieler nicht wie ein Wasserfarbkasten (siehe Gladbach). Der Rest ist adidas-Hausmannskost, es gilt ähnliches wie bei den anderen Modellen, der Verzicht auf Sperenzchen ist wohltuend.
Grunddesign/Farbgestaltung: 4 (5)
Logo-Integration: 3 (3)
Besonderheiten: Foto in der Glückauf-Kampfbahn? Was soll das? Wenn schon Tradition, dann tief unten, wo der Steiger kommt (gab’s auch schon mal): 1 (2)
Gesamt: 8 (10)
PLATZ SIEBEN: SC Freiburg
Die Breisgauer Joghurtlöffler haben es diesmal extrem simpel gehalten, und herausgekommen ist ein klassisch-gutes Trikot. Allein der Ehrmann-Schriftzug ist ein wenig zu hässlich für die Bestnote.
Grunddesign/Farbgestaltung. 5 (5)
Logo-Integration: 2 (3)
Besonderheiten: Maskottchen auf dem Foto, wenn auch nur als Laubsägearbeit: 1(2)
Gesamt: 8 (10)
PLATZ ACHT: VfB Stuttgart
Der VfB macht es einem Trikotdesigner nicht leicht. Weiß mit rotem Brustring muss sein, der Sponsor muss auf den Brustring, darf den aber nicht zu sehr beeinträchtigen. Bis dahin haben sie alles richtig gemacht im Schwabenländle. Was aber stört, ist Pumas Idee mit dem Puma auf der rechten Schulter. Lenkt vom sonst gelungenen Hemd ab. Schade!
Grunddesign/Farbgestaltung: 5 (5)
Logo-Integration: 2 (3)
Besonderheiten: Maskottchen auf dem Mannschaftsfoto: 0 (2)
Gesamt: 7 (10)
PLATZ NEUN: SpVgg Greuther Fürth
Die Fürther mussten zum Jagen getragen werden: Natürlich bietet sich bei den Vereinsfarben und dem Wappen (gemeint ist nicht der Greuther Wurmfortsatz) breite grünweiße Querstreifen an, aber jahrelang zierte man sich. Nun ist das vorbei, und es ist gut so. Rundkragen, wenig Schnickschnack, im Wesentlichen passt das. Nur der Sponsor dominiert etwas durch das Signalrot.
Grunddesign/Farbgestaltung: 5 (5)
Logo-Integration: 1 (3)
Besonderheiten: Trolli-Arena. Echt! Bin gespannt, wie die Reporter damit umgehen. 1(2)
Gesamt: 7 (10)
PLATZ ZEHN: FC Augsburg
Zumindest ein Stück weit ist bei den Augsburgern der Mut zur Farbe zurückgekehrt, auch wenn dieser vor allem auf das Rot des Trikotsponsors zurückzuführen ist. Der zweifarbige Kontraststreifen in Rot und Grün, unterbrochen vom Vereinswappen gibt dem Ganzen Halt und lässt es nicht ganz so belanglos erscheinen wie die Trikots der vergangenen Jahre. Ansonsten lässt sich vor dem Googlen schön herumwitzeln, wofür AL-KO stehen könnte, und da ich niemand diesen Spaß nehmen möchte, schreib ich es hier auch nicht auf.
Grunddesign/Farbgestaltung: 4 (5)
Logo-Integration: 1 (3)
Besonderheiten: Zeugwart Belardo: 2(2)
Gesamt: 7 (10)
PLATZ ELF: VfL Wolfsburg
Zunächst ist einmal wichtig, dass der neue Golf kommt. Unterm Strich steht in Wolfsburg nämlich immer VW, auch auf dem Trikot. Aufgrund der dreidimensionalen Optik des Sponsoren-Logos möchte man draufdrücken und schauen, ob irgendwo ein Kofferraum aufgeht. Die Aufdringlichkeit hält sich jedoch noch in Grenzen. Auch bei der Farbe hat man hinzugelernt, bildete Wolfsburg doch in den Neunzigern mit Dortmund und Sechzig einmal ein neonfarbenes Trio Infernale.
Grunddesign/Farbgestaltung: 3 (5)
Logo-Integration: 2 (3)
Besonderheiten: Felix Magath ist der einzige Trainer der Liga, der sich mit Anzug und Krawatte auf das Mannschaftsfoto stellt. Fast schon rebellisch. 2 (2)
Gesamt: 7 (7)
PLATZ ZWÖLF: Fortuna Düsseldorf
Auf der Puma-Website fehlt das Düsseldorfer Trikot – anders als das Dortmunder, Stuttgarter und Hoffenheimer: Das würde mir als Fortune zu denken geben. Hier passt wenig. Das Puma-Emblem sitzt in einem Triangel auf der rechten Schulter. Die Farbe ist ein Orange, das sich nicht rot zu sein traut. Völlig daneben sind dann die dünnen Querstreifen: Das erinnert an ein American Football-Spielfeld. Dann doch lieber das Tote Hosen-Trikot.
Grunddesign/Farbgestaltung: 3 (5)
Logo-Integration: 1 (3)
Besonderheiten: Trainer Norbert Meier sieht nun vollkommen aus wie Martin Semmelrogge: 2 (2)
Gesamt: 6 (10)
PLATZ DREIZEHN: Bayer Leverkusen
Das könnte der Club sein, aber es ist wieder einmal Bayer Leverkusen. Diese Nadelstreifen braucht kein Mensch. Vereinswappen und Ausrüsterlogo sitzen zu weit außen. Aaaaber: Wir sind dieses Jahr ziemlich großzügig, was die Vergabe von Minuspunkten wegen dubioser Trikotsponsoren angeht (siehe z.B. Schalke und Bremen). Zumindest ein paar positive Punkte für bestimmte Branchen und Marken müssen dann aber doch sein. Also: Forza Sunpower!
Grunddesign/Farbgestaltung: 3 (5)
Logo-Integration: 1 (3)
Besonderheiten: Wie gesagt: Sunpower. 2 (2)
Gesamt: 6 (10)
PLATZ VIERZEHN: Werder Bremen
Über die Moral der Wiesenhof-Geschichte kann man überall das Nötige nachlesen. Optisch versaut das niedliche Fachwerkhaus ein ansonsten wunderbares Trikot. Diese Raute als Grunddesign/Farbgestaltung ist klasse, ansonsten das zurückgenommene Design. Gut, die Löcher muss man nicht haben, aber ansonsten…Übrigens gilt das auch für das Auswärtstrikot.
Grunddesign/Farbgestaltung:5 (5)
Logo-Integration: 0 (3)
Besonderheiten: Telekomfarbene Torwarttikots: 0 (2)
Gesamt: 5 (10)
PLATZ FÜNFZEHN: Hoffenheim
Was soll ein Hoffenheimer Trikotdesigner schon falsch machen? Er braucht keine Rücksicht auf Tradition nehmen, denn es gibt keine. Nehmen wir mal an, Didi Hopp käme auf die Idee, ab sofort in roten Trikots spielen zu lassen. Der Hoffenheimer Fanclub würde sich aufregen, dann würde ihm Didi erklären, dass das wegen des asiatischen Marktes leider nötig sei, und damit hätte es sich. Es ist also vollkommen egal, was da zu sehen ist. Marvin Compper scheint dies bewusst zu sein, denn er telefoniert beim Fotoshooting folgende Bewertung durch:
Grunddesign/Farbgestaltung: 3 (5)
Logo-Integration: 2 (3)
Besonderheiten: Maskottchen auf dem Mannschaftsfoto, da hilft auch Suntech nix mehr: 0 (2)
Gesamt: 5 (10)
PLATZ SECHZEHN: FC Bayern
Warum ist Dolce und Gabbana die Kultmarke in Neukölln und Kuwait? Weil sie seit Jahren das Marketingkonzept verfolgen, mit aufdringlichem Protzgold ein entsprechendes kulturelles Bedürfnis zu befriedigen. Das Gleiche versucht der FC Bayern, dessen goldene adidas-Streifen soviel bedeuten wie „Mein Festgeld-Konto ist im erigierten Zustand größer als deins.“ Und das stimmt ja auch. Sonst stimmt nicht viel an diesem Trikot: Weiß und Gold, das darf seit Jahrhunderten nur der Papst. Die seltsamen weißen senkrechten Streifen sind nachweislich der Homepage nicht Corporate Identity der Telekom, sondern ein unbeholfener Versuch von adidas, dem Verhau auf der Bayernbrust Herr zu werden. Und schließlich sehen die adidas-Streifen nicht mal mehr als Retrogaudi gut aus, wenn sie auf halber Armhöhe beendet. Das war zwar auch schon mal schlimmer, aber wirklich gut ist anders. Über das sogenannte Champions League-Trikot lasst uns den Mantel des Schweigens breiten.
Grunddesign/Farbgestaltung: 2 (5)
Logo-Integration: 2(3)
Sonstiges: Pseudobayerischer Schriftzug „Mia san mia“ im Nacken, also 0(2)
Gesamt: 4(10)
PLATZ SIEBZEHN: Borussia Mönchengladbach
Weiß und schwarz und ein wenig grün (hinten wohl riesige grüne Nummern), dazu dann das Rot des Ausrüsters und das Gelb mit Blau und nochmal Rot des Sponsors – wenn es eine Grundregel ist, dass man bei weißen Trikots besonders vorsichtig mit weiteren Farben sein soll, dann hat man dies in Gladbach gründlich missverstanden. Das ist besonders schade, weil das Grunddesign des Trikots eigentlich schön ist. Aber leider dominieren die Postbank und Lotto, während der Verein dagegen in den Hintergrund tritt.
Grunddesign/Farbgestaltung: 3 (5)
Logo-Integration: 0(3)
Besonderheiten: Hinten steht am Kragen „Fohlenelf“. Das ist nicht so schlimm wie der Spruch beim FC Bayern, deutet aber auf ein grundsätzliches Missverständnis hin, was den Gebrauch von Spitznamen angeht. 1(2)
Gesamt: 4 (10)
PLATZ ACHTZEHN: 1. FC Nürnberg
Auf dem Kicker-Mannschaftsfoto steht noch „Der Club“ auf der Brust, was höchst wortspieltauglich gewesen wäre. Außerdem hätte es den Autor dieser Trikotkritik von der großen Schwester eines Schulfreundes erzählen lassen, die Abonnentin beim Bertelsmannschen „Club“ war und diesen Schulfreund atemlos erzählen ließ, die lese wirklich ein ganzes Buch im Monat, weil ja dann schon das Nächste käme. Naja, Trikotsponsor ist jetzt NKD, sozusagen der etwas gemächlichere große Bruder von Kik. Und während bei Wiesenhof (siehe Werder Bremen) das Schicksal der Hühner im Mittelpunkt steht, scheint das bei dem der asiatischen Näherinnen, welche T-Shirts anfertigen, die NKD dann für EUR 3,19 verkaufen kann, keine so große Rolle zu spielen. Ansonsten ist von weißen Heimtrikots mit weißen Hosen beim FCN nichts zu halten, die Nadelstreifen-Optik macht es nicht besser.
Grunddesign/Farbgestaltung: 1 (5)
Logo-Integration: 1 (3)
Besonderheiten: Für den Spruch „Fußballkultur seit 1900“ gibt es zwei Gnadenpunkte. 2(2)
Gesamt: 4 (10)
Highlights aus Liga Zwei und Drei:
SC Paderborn 08
Wilde Kurven. Heutzutage zum Glück eine Seltenheit.
Eintracht Braunschweig
Schweden pur. Wohl das schönste Trikot im Profifußball.
Erzgebirge Aue
The Return of the Hypnosetrikot
Jahn Regensburg
Händlmaier-Werbung auf dem Trikot! Foto vor der Stadtsilhouette! Wenn die in der ersten Liga wären, kämen sie sofort in die Spitzengruppe.
Alemannia Aachen
Wen soll die Trikotfarbe schwarz denn bitte erschrecken?
1.FC Saarbrücken
Großartig. Zweitschönstes Trikot insgesamt.
SV Darmstadt 98
Zwei Farben, mehr braucht ein klasse Trikot nicht.
