Celtic down under (1993) (Forum)
Down Under? Hat jeder schon mal gehört. Sind das nicht die Stellungen 41-69 im englischsprachigen Kamasutra? Nein halt, Australien!
Es war ein Wochentag, welcher weiß ich nicht mehr, aber ich schleppte meine große und schwer beladene Reisetasche in die Arbeit, um mich nach getaner Arbeit nach Australien zu verabschieden („Servus, m i habts gseng, i bin zAustralien“). Noch bevor ich die U-Bahn-Station Goetheplatz erreicht habe, ist der Schultergurt meiner Tasche gerissen und ich wusste, ich muss diesen Zentner jetzt fünfeinhalb Wochen am langen Arm tragen. Na bravo!
Ich habe trotzdem das Weiße Bräuhaus im Tal angesteuert, wo wir fünf Reisenden (der Angel, der Günter, der Max, der Wolfgang und ich) uns mit dem Klaus und dem Walter auf einen warmen Leberkäs (Weißwürscht gibt’s nur bis zwölf) und ein paar Halbe Weißbier getroffen und uns dann verabschiedet haben. Im Marienplatz-Untergeschoss haben wir dann nach Australien erst mal Kurzstrecke gestempelt, weil wir ja zunächst nur zum Hauptbahnhof mussten. Es ging mit dem Zug nach Frankfurt, dann hatten wir ungefähr 4 Stunden Wartezeit, bis wir den Qantas-Flieger nach Bangkok besteigen konnten (voll mit Down-Under-Touristen der anderen Art, s.o.).
Ein schöner, großer Flieger mit Kinoleinwand, auf der die ganze Zeit nur unsere Position über Europa und Asien zu sehen war. Dann war Abendessen. Solche Langstreckenflüge haben den Vorteil, dass man dauernd was zu essen bekommt und wegen der Zeitverschiebung in ungewohnt schneller Abfolge. Bei Qantas noch dazu sehr gut und sehr reichlich. Über der Türkei fiel plötzlich das gewohnte Positionsbild aus und es war Kino angesagt. Eine Doku über Kängurus und dann „Schlaflos in Seattle“. Ich bin sofort eingeschlafen und bei meinem Erwachen war das vertraute Bild wieder da. Wir waren über Pakistan (Ich habe den ganzen Iran verschlafen). Der ganze Flieger hat noch gepennt, so konnte ich ungestört durch die Fenster auf der gegenüberliegenden linken Seite des Flugzeugs den Himalaya sehen! Ein genialer Anblick. Dunst bis zum Horizont, aber da ist diese weiße Säge, die über die Suppe hinausragt. Frühstück; full breakfast, also mit Speck, Eiern und allem drum und dran! Unter uns war Indien, sehr dunstig. Man hat den Boden kaum gesehen. Aber dann. Ein Schwenk Richtung Südosten und man konnte das Gangesdelta in Bangladesch erkennen. Das ist riesig, ganz Bangladesch ist eigentlich ein riesiges Flussdelta mit 120 Millionen Einwohnern, die alle jederzeit weggeschwemmt werden können (passiert ja auch immer wieder). Der Flug ging übers Meer und nach ewiger Zeit in der Luft landeten wir in Bangkok. Dort haben sich die Passagiere dann geteilt in diejenigen, die von ihren Thai-Hasen per hochgehaltener Namensschilder („Herr Meier“) empfangen wurden, und diejenigen, die noch weiter wollten.
Nach knapp zwei Stunden festem Boden unter den Füßen ging es weiter nach Singapur. Wieder wurde Essen serviert (zu jedem Essen außer zum Frühstück gab es Dosenbier oder Wein). In Singapur war der Aufenthalt auch nur so lang, um einen dorthin ausgelagerten Teil des Technikmuseums zu erkunden (mitten in der Nacht). Dann ging es endlich auf die letzte Etappe, nach Darwin! Im Vergleich zum Frankfurt-Bangkok-Flug ist das nur noch ein Hopser, aber irgendwann langts. Wir waren pappsatt!
Um circa 3 Uhr nachts haben uns australische Grenzbeamte mit kurzen Hosen empfangen und allen Passagieren alles ess- und trinkbare weggenommen. Mitgebrachte Aga-Kröten wurden an Ort und Stelle erschossen. Wir waren also endlich in Oz. Mit dem Taxi wurden wir zu unserem gebuchten Motel kutschiert. Darwin hat ja deutlich weniger als 100.000 Einwohner, aber kaum ein Haus hat mehr als zwei Stockwerke. Es war eine Endlosfahrt vom Flughafen zum Motel im Zentrum.
Vier Uhr früh, fünf neue Gäste. Eine Herausforderung für eine Nachtbesetzung eines Hotels. Nicht in Darwin. Die junge Dame an der Rezeption hat uns erklärt, dass wir erst in unsere Zimmer könnten, wenn die bisherigen Gäste weg sind. Wir könnten es uns aber derweilen am Pool gemütlich machen und Bier hätte sie auch. Müde waren wir eh nicht, dem Jetlag sei Dank. Also haben wir die Plastikstühle um einen Plastiktisch beschlagnahmt und noch vor Sonnenaufgang das australische Dosenbier getestet. Zuerst war es ja stockfinster, aber als das Morgengrauen einsetzte, sah man auf unserem Tisch schon ziemlich viele Bierdosen stehen und liegen (davon gibts ein schönes Foto, leider nicht digital). Irgendwann konnten wir unsere Zimmer beziehen (jetzt wo es gerade so lustig ist!) und hauten uns aufs Ohr. Ohne das ganze Bier hätten wir gar nicht schlafen können, denn es war ja erst früher Abend MEZ.