Isle of Man (Forum)

Celtic, Thursday, 25.07.2019, 18:03 (vor 1709 Tagen)

Da ich ungefähr zwei Jahre Forumspause gemacht habe, nehme ich an, dass ich diesen Reisebericht noch nicht gepostet habe:

Isle of Man (Ellan Vannin) und drum rum (2017)


München

Es war Anfang des Jahres als ich mich endgültig auf meine genauen Reiseziele (irgendwas auf diesen Inseln im Nordwesten war eh klar) für Juli festgelegt habe. Liverpool, Isle of Man, Südost-Irland. Auf meine Rundmail an alle in Frage kommenden Freunde hat sich diesmal doch tatsächlich einer gemeldet: der Max. Bei einem stundenlangen Planungs- und Buchungs-Workshop (ein unsäglicher Arbeitsbegriff, ich brauchte Urlaub) haben wir die nötigen Flüge, Hotels und die Fähre von meinem PC aus gebucht. Wichtig war für mich vor allem, dass ich am 16. Juli wieder in München bin, damit ich zum Wally Warning (meinem Nachbarn) aufs Tollwood kann. Hat alles geklappt.


Liverpool

Am Mittwoch haben wir uns dann in der Früh neben dem Airbräu getroffen um den Lufthansa-Flieger (der war tatsächlich sehr günstig) nach Manchester zu besteigen. Dieses Metallteil, das doch eigentlich viel zu schwer ist um fliegen zu können, hat uns tatsächlich bis nach England gebracht. In Manchester haben wir den Bus nach Liverpool genommen und haben unser Hotel mittels eines sehr rudimentären Stadtplans und meiner Nase nach nicht allzu langer Suche gefunden.

Einen Abend und einen vollen Tag hatten wir um die Stadt kennenzulernen. Also machten wir uns auf den Weg zu den Docks, wo uns ein Mix aus Vergnügungspark, Lokalen mit Außenbereich und Ausstellungen empfing. Aber nicht überlaufen und hektisch, sondern ganz entspannt. Von einem früheren Liverpool-Besuch kannte ich noch das Irish Pub „The Liffey“, wusste aber nicht mehr genau wo das war. Ein Zeitungsverkäufer, den ich gefragt habe, dachte ich wäre Ire. Der Akzent, hat er gemeint. Danke Zeitungsverkäufer! Er wusste es aber auch nicht und hat uns den Taxifahrer da drüben empfohlen. Der wusste es. Sehr schön, gute Musik (irisch-republikanisch, Tip für dich Clarence). Den nächsten Tag haben wir mit einem Besuch des Beatles-Museums begonnen. Der Max als Beatles-Fan hat sich darüber sicher noch mehr gefreut als ich. Man muss aber kein eingefleischter Fan sein um diese Band und das Museum zu mögen.

Aber was wäre Liverpool ohne Fußball? Eine schöne Stadt. Aber mit ist es noch besser. Also raus mit dem Bus zur Anfield Road. Eine momentane Baustelle, aber die Stadionführung gibts trotzdem. Sehr witzig und informativ. Einen schönen Gruß vom Kloppo an alle Roten! Wegen der Ausgewogenheit sind wir noch um die übernächste Ecke zum Goodison Park (Everton) spaziert. Farblich augenfreundlich (viel blau). Die Geschichte bzw. die Highlights kann man an der Außenmauer des Stadions nachverfolgen, wenn man entgegen des Uhrzeigers herumgeht. Das letzte Viertel wäre noch frei. Da kommt jetzt erst mal die Rooney-Rückkehr hin!

Und abends in die Matthew Street. Pub an Pub und überall Live-Musik, von Bands oder begnadeten Karaoke-Sängern. Bei Sonne von früh bis spät und den super Leuten dort kommt einem Liverpool vor, als würde es am Mittelmeer liegen. Der leichte Sonnenbrand auf meiner Stirn bläst ins selbe Horn (komische Formulierung, aber das bleibt jetzt so).


Isle of Man (Ellan Vannin)

Am nächsten Morgen sind wir den kurzen Weg zum Fährhafen gewandert und haben den Katamaran nach Douglas bestiegen. Gute zwei Stunden später waren wir endlich da, wo ich schon länger mal hin wollte, auf der Isle of Man. Die Überfahrt war bei Traumwetter unspektakulär. Direkt am kleinen Hafen ist die Touristeninformation. Der Touri-Info-Typ hat uns zum PC geführt. Eine kurze Recherche im Internet und ein kurzes Telefonat hat uns unsere Unterkunft für die nächsten Tage gesichert. Ziemlich coole Job-Auslegung dieses freundlichen Typen. Aber es hat ja geklappt. Wir wohnten am Broadway! Der Broadway in Douglas ist natürlich weit weniger breit als der andere, aber recht zentral gelegen. Runter zur Promenade und erstmal in ein Pub, das war der unausgesprochene Plan. Douglas liegt ja wunderbar entlang einer weiten Bucht und hat eine wunderschöne Promenade mit Pferdetrambahn. Ein Hotel neben dem anderen, aber ums Verrecken kein Pub! Kurz vor dem Verdursten haben wir einen hiesigen gefragt und er hat uns Mut gemacht. Nimmer weit! Da war dann auch eins mit Außenbereich zum Meer hin. Ein kurzer Regenguss mit anschließendem Sonnenschein hat für den schönsten Regenbogen gesorgt, den ich bisher gesehen habe. Mit zwei Enden über der Bucht. Wir sind einen anderen Weg zurück gewandert, vorbei an Start und Ziel der Tourist Trophy. Sehr interessant. Das ganze beginnt mit Laufen zum Motorrad (Le-Mans-Start). Irgendwann haben wir die Quays erreicht, ganz in der Nähe des Fährhafens. Da sind doch die Pubs! Okay, in Douglas kennen wir uns jetzt aus.

Die Isle of Man hat sehr interessante Schienenfahrzeuge. Die schon erwähnte Pferdetrambahn, und vom südlichen Ende von Douglas geht eine historische Dampfeisenbahn in den Süden der Insel. Eine recht wackelige Fahrt mit einem über 100 Jahre alten Zug, der heute noch als ganz normales Verkehrsmittel eingesetzt wird. Diese Züge würden überall auf der Welt im Museum stehen. Hier fahren sie. Wenn man in diesen hölzernen Waggons sitzt und die uralte Lok stampft und raucht und alles wackelt hat man automatisch das Grinsen im Gesicht.

Es geht das Gerücht, dass auf der 5-Pfund-Note der Isle of Man ein Pub abgebildet sein soll. Ich habe es beim Bezahlen extra darauf angelegt, dass ich diesen Schein heraus bekomme und es ist mir gelungen. Da ist eine Burg drauf (Rushen Castle). Aber es ist neben der Burg noch ein Haus abgebildet, von dem man aber nicht wissen kann, dass da ein Pub drin sein soll. Die Dampfeisenbahn kommt auch in Castletown vorbei. Wir sind also in Castletown aus dem Zug ausgestiegen und zum Rushen Castle geschlendert, da haben wir plötzlich die Ansicht von der 5-Pfund-Note, und das Haus neben der Burg ist tatsächlich ein Pub! Castle Inn heißt es. Die Burg ist wirklich sehenswert mit schöner Aussicht vom höchsten Turm, aber ein Pint im Caste Inn, bezahlt mit besagter 5-Pfund-Note muss sein! Da hockst du im Freien, die Sonne scheint, auf der Straße fahren die Motorradler und die Cabriofahrer vorbei. Und neben dir hockt eine Möwe, die uns einer der anderen Pubbesucher als Steven vorgestellt hat. Der kommt regelmäßig. Der Steven hat dem Max aus der Hand gefressen.
Auf der Rückfahrt nach Douglas waren plötzlich weibliche Feierbiester mit Sekt und ausgelassener Stimmung an Bord. Es war Samstag und eine 22.000-Einwohner-Stadt explodiert. In einem Aussie Pub haben wir dieser Explosion ein wenig beigewohnt, sind aber dann doch ins ruhigere Saddler Inn zurückgekehrt und haben noch ein paar andere Tavernen aufgesucht. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr so genau wann wir an diesem Abend wo waren. (…) Ich hätte jetzt gerne auf Manx geschrieben: Scheiß drauf, aber ich kann halt kein Manx. Wie die allermeisten auf dieser Insel.

Aber Eisenbahnen, das können sie. Vom nördlichen Ende von Douglas fährt eine elektrische Tramway bis nach Ramsey im Norden dieser wunderbaren Insel. Ebenfalls über 100 Jahre alt und man kann sich aussuchen ob man im offenen oder im geschlossenen Wagen sitzt. Wir sind erstmal im geschlossenen bis Laxey gefahren, von wo die Snaefall Mountain Railway auf den Snaefell geht. 621 Meter haben uns Münchner Klapperl-Bergsteiger aber nicht beeindruckt. In Laxey steht und dreht sich das größte wassergetriebene Rad zur Steigerung der Förderung der Bergwerksleistung (i hobs ned ganz kapiert) der Welt. Nach einem kurzen Ausflug nach Ramsey (diesmal im offenen Wagen) wo an einem Sonntagnachmittag doch eher wenig los ist haben wir mit der Tramway nach einer Stunde Douglas wieder erreicht. Diese Insel ist klein aber fein!

Über das Meer ruft aber die grüne Insel schon. Wobei die Isle of Man genauso grün ist. Und sowas von schön. Eine wunderschöne Insel und völlig zu Unrecht außerhalb des mitteleuropäischen Urlaubsradars. Diese Insel kann ich nur empfehlen. Über Dublin oder jeden englischen Flughafen zu erreichen. Und eins ist sicher: Hierher komme ich bald wieder!

Éire (Ireland)

Der Flughafen der Isle of Man liegt etwas außerhalb der Insel-Metropole Douglas. Also mussten wir Busfahren. Das sind ganz normale moderne Busse, keine 100-jährigen Traktoren mit offenen Waggons. Und auch der Flieger nach Dublin war zwar eine Propellermaschine, hat aber durchaus ins Jahr 2017 gepasst. Nach 45 Minuten Flug haben wir auf dem Dublin Airport aufgesetzt. Fáilte go hAerphort Bhaile Átha Cliath lese ich endlich wieder. Der Flughafen, auf dem ich schon einmal eineinhalb Nächte verbracht habe. Wir haben erst einmal den Bus zum Busáras genommen um von dort irgendwo in den Südosten Irlands zu reisen. Waterford, Wexford, Kilkenny, Wicklow? Als erster ging der Bus nach Wexford. Der Fahrplan hat uns die Entscheidung abgenommen. So in der Art mache ich es immer in Irland. Keine zwei Stunden später waren wir in der Stadt Wexford. Von der Touristeninfo bekamen wir ein B&B für eine Nacht. Unser „Plan“ war, am nächsten Tag nach Waterford oder Kilkenny weiter zu fahren, ein kurzer Weg zurück zum Busbahnhof und das Studium des Fahrplans ließ uns erkennen, dass das so nicht geht. Wir brauchten also eine zweite Nacht in Wexford. Allerdings mussten wir umziehen, weil unsere Hausleute nur für eine Nacht was hatten.
Okay, Umzug erledigt (die bisherigen Hausleute haben was organisiert).

Jetzt aber zur Walking Tour. Zu Fuß durch Wexford. Ausgerechnet an dem einzigen Tag, an dem es geregnet hat. Geschüttet. Die Tour hat stattgefunden. Unsere Tourführerin war eine Französin, die seit über 40 Jahren in Irland lebt und sehr viel über Irland (wenn nicht hätte ich es gemerkt) und speziell über Wexford weiß. Sehr schöne Stadtwanderung mit interessanten Details. Und das wichtigste Opernhaus Irlands steht nicht in Dublin sondern in Wexford. Wir waren drin.

Jetzt stellte sich aber die Frage: Wohin kann man von Wexford aus mit dem Bus fahren? Enniscorthy! Zwanzig Minuten Fahrzeit und da ist was los. Ich war vor ein paar Jahren schon mal da und mir war dieses Museum zum letzten Aufbäumen der United Irishmen 1798 am Vinegar Hill noch in guter Erinnerung. Der Max war da noch nicht, also hin! Nach längerer Suche nach der Touristen-Info haben wir uns in einem Hotel (!) einquartiert und sind den Fluss Slaney entlang zum Museum gewandert. Ein sehr informatives Museum, nicht nur was diese eine Schlacht betrifft. Wer sich wie ich für die irische Geschichte interessiert, ist hier gut aufgehoben.


Baile Átha Cliath (Dublin)

Rocky Road to Dublin. Der Bus hat eine weniger steinige Strecke genommen. Aber endlich waren wir da, wo alle hin wollen. Wir hatten zwar unser Hotel, wussten aber nicht, wo das ist. Da ich nach eigener Zählung schon sieben Mal da war, kannte ich den Weg vom Busáras zum Bord Fáilte (Tourist Info). Weit außerhalb der Stadt war dieses Ibis Hotel. Aber ich habe in Dublin auch schon noch weiter draußen residiert. Eine Viertelstunde zum LUAS (die Straßenbahn/S-Bahn), dann eine halbe Stunde ins Zentrum, das geht ja.

Ich habe dem Max erst einmal das Pub The Celt vorgestellt. Der Clarence hat es mir damals vorgestellt, und so gibt man das weiter. Anscheinend machen das mehr so, denn The Celt ist ein internationaler Treffpunkt geworden. Und zwar ein guter! Es war Donnerstag und wir wollten noch das Temple Bar Viertel aufsuchen, bevor es am Wochenende explodiert. Ob in Irland, Schottland, England, Wales oder auf der Isle of Man, am Wochenende explodiert alles und am Sonntag ist alles tot. Auch am Donnerstag war das Temple Bar Viertel gut bevölkert. Live Music auf der Straße, Live Music in den Pubs. Guinness zu überhöhten Preisen, aber super Live Music. Passt scho!
Jetzt hatten wir einen ganzen Tag in Dublin. Aber erst ein Frühstück. 10,50 im Ibis war (uns) zu teuer. Ab zum LUAS und in die Stadt. Auf dem Weg zum Glasnevin Cemetary fanden wir ein wunderbares Café mit Pub, das das traditionelle Frühstück etwas moderner interpretiert hat. Aber sehr gut. Auf gehts zu Orten, die auch ich noch nicht kannte.

Glasnevin Cemetary zum Beispiel. Hier liegen viele bekannten Persönlichkeiten aus dem Kampf um die Unabhängigkeit Irlands. Alle Opfer des Osteraufstandes aber auch andere Helden wie Brendan Behan. Zum Croke Park sind es nur ein paar Bushaltestellen. Doch dann erschlägt dich dieses Riesenstadion. Das Stadion für Hurling und Gaelic Football (GAA). Unglaublich schnelle Sportarten. Und dies ist der Tempel. Man kann auch rein, Stadionführung und/oder Museum. Wir sind nur ins Museum. Dieses Museum haut jeden Sportsfreund aus den Socken. Alles sowas von ausführlich. Jedem künftigen Dublin-Besucher sei das empfohlen. Und jedem Fußballer-Weichei sowieso!

Irgendwann ist es an der Zeit, in die Innenstadt zurück zu kehren. Der Abend im Celt mit Live Music und Fish and Chips und sehr lustigen Senioren aus Belfast hat so lange gedauert, dass wir uns ein Taxi nehmen mussten. Der Max hat den Fehler gemacht, dass er sich vorne hinein gesetzt hat. Ein etwas älterer Herr war der Taxifahrer und er hat uns, insbesondere den Max, mit Weisheiten, Witzen, Erlebnissen und sonstigem überschüttet. Dazwischen hat er noch kurz über die schwarzen Taxifahrer geschimpft und ich hätte mir innerlich gewünscht, einen solchen zu haben. Er hat uns heimgebracht.

Am letzten Tag war das Problem, wohin mit unserem Gepäck? Wir haben schon am Vortag einen Laden gesehen, der auch Gepäckaufbewahrung macht. Wir haben unsere Rucksäcke in die Hände einer uns unbekannten Frau gegeben und Nummern zum Mitnehmen bekommen. Viel Zeit war eh nicht und nach einem kurzen Abschiedsbesuch im O’Donoghue’s (wo die Dubliners her sind) haben wir unsere Nummern-Taferl gegen unser Gepäck zurück getauscht, sind zum Flughafen und nach München gerauscht.

Fertig! Schee wars. Besonders die Isle of Man.

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