Top-Interview von Uli Kellner mit Ewald Lienen (Forum)
Ausschnitt:
Merkur: Wie steht denn ein bekennender Linker wie Sie zur Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Griechenland-Frage?
Lienen: Generell muss ich sagen, dass sehr viel Plakatives erzählt wird. Die Links-Koalition in Griechenland versucht aus meiner Sicht, sehr vernünftig mit der aktuellen Situation umzugehen, die sie ja nicht ansatzweise verschuldet haben. Das sind Dinge, die sich im Laufe von Jahrzehnten ergeben haben – durch die gleichen Mechanismen, wie ich sie eben bei den Fußballklubs beschrieben haben. Dass die reichsten Leute keine Steuern zahlen, dass Gelder veruntreut werden, dass auf unkorrekte Art und Weise der Staat geführt wird, dass man nicht darauf achtet, dass Steuern korrekt eingenommen und weitergeleitet werden. Am Ende des Tages hat man dann eine Riesenproblematik.
Merkur: Und es werden harte Maßnahmen gefordert.
Lienen: Es ist typisch, dass die Leute, die jetzt in der Regierung sind, von unseren westlichen Medien derartig kritisiert werden. Ich fand das peinlich, wie in der Sendung von Günter Jauch versucht wurde, mit dem Varoufakis umzugehen. Ein hochintelligenter Mann ist das, und das möchte ich mal erleben, dass ein deutscher Finanzminister sich in die Sendung eines anderen Landes einklinkt – und dort mit zweifelhaften Filmdokumenten und allen möglichen Zitaten konfrontiert wird. Das war fast eine Vorführung! Ich habe mich geschämt für Günter Jauch und seine Sendung. Ich muss sagen, ich fand es überragend, wie Varoufakis sich präsentiert hat, wie kenntnisreich er sich gezeigt hat und wie er versucht hat, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Die aktuell Verantwortlichen sind in diese Rolle gekommen, weil alle anderen gnadenlos versagt und sich womöglich auch noch bereichert haben. Diese Leute, die alles versuchen, um ihr Land zu retten, so an die Wand zu nageln, find ich einfach nur peinlich.
http://www.merkur-online.de/sport/fussball/ewald-lienen-sport-griechenland-4838810.html
War am Samstag in der Druckausgabe, konnte ich erst heute sehen.