Was war heute vor 20 Jahren? (Forum)

Löwenbomber, Thursday, 19.05.2011, 11:18 (vor 4697 Tagen)

19. Mai 1991

Mindestens 10.000 Löwenfans in...

Löwenbomber, Thursday, 19.05.2011, 11:21 (vor 4697 Tagen) @ Löwenbomber

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Neunkirchen

Löwenbomber, Thursday, 19.05.2011, 11:49 (vor 4697 Tagen) @ Löwenbomber

alle noch nicht wach? ;-)

Neunkirchen

buschi, Grünwalder Stadion, Thursday, 19.05.2011, 12:27 (vor 4697 Tagen) @ Löwenbomber

Das war ein schöner Ausflug, damals.

Neunkirchen

munichblade, Thursday, 19.05.2011, 13:36 (vor 4697 Tagen) @ buschi

20 Jahre, unglaublich...kann mich noch gut erinnern, nach dem Spiel hats gegen die NK/SB-Allianz gut gescheppert, die ham damals sogar Leuchtkugeln aus den umliegenden Hochhäusern auf uns geschossen

those were the times!

auch davon hab ich ein foto, geknipst durch einen zufall...

Löwenbomber, Thursday, 19.05.2011, 13:47 (vor 4697 Tagen) @ munichblade

...von einem marburger studenten-spezl vom alex buck. kennt den noch jemand? also nicht den spezl, sondern den alex buck.

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auch davon hab ich ein foto, geknipst durch einen zufall...

Heidelberg, Thursday, 19.05.2011, 15:12 (vor 4697 Tagen) @ Löwenbomber

ja, den kenn ich. seine familie war dann doch mit dem schwabl-modell des sechzgerstadions betraut, oder?

walter bucks pläne

Löwenbomber, Thursday, 19.05.2011, 16:58 (vor 4697 Tagen) @ Heidelberg

nein, nicht mit dem schwabl-modell, eins vorher, es waren eigene pläne des architekten walter buck, die ostkurve als erstes umzubauen.

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walter bucks pläne

Heidelberg, Thursday, 19.05.2011, 17:41 (vor 4697 Tagen) @ Löwenbomber

Stimmt, so wars! Die Pläne waren aber auch schon grandios. Die wurden damals in der BREITSEITE vorgestellt, oder?

breitseite: kann sein, ja

Löwenbomber, Friday, 20.05.2011, 10:35 (vor 4696 Tagen) @ Heidelberg

e

Wunderbar!

City-Roller ⌂ @, Südalpenland, Thursday, 19.05.2011, 17:04 (vor 4697 Tagen) @ Löwenbomber
bearbeitet von City-Roller, Thursday, 19.05.2011, 17:28

...waren damals vor allem eure Haare!

Dazu passt vielleicht dieser "Reisebericht"...

Celtic*, Friday, 20.05.2011, 18:59 (vor 4696 Tagen) @ Löwenbomber

...der in diesem unübersichtliche Forum nicht mehr zu finden ist. Aber ich habe ihn gesichert. Man dürfte ihn aber eigentlich erst nach dem Jahrestag des Rücksiels lesen.


Aufstiegswallfahrt nach Altötting 1991

Man schrieb das Jahr 1991, als der TSV 1860 mal wieder an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teilnehmen durfte. Und eines nachmittags war es soweit. Die Löwen sicherten sich mit einem Sieg gegen Neunkirchen nach 9 Jahren Bayernliga endlich die Rückkehr in den Profifußball!

Wie oft haben wir (meine Spezln und ich) in den letzten Jahren gesagt, „wenn mir aufsteing, gehma auf Oideding!“ Jetzt war es soweit. Der Klaus, der Max und ich hatten in weiser Voraussicht sowieso schon Urlaub genommen, und so pilgerten wir am Dienstag nach dem Aufstieg (so lange brauchten wir, um überhaupt wieder wanderfähig zu werden) von München Richtung Altötting.

Ursprünglich wollten wir am Sechzgerstadion starten, haben uns aber dann entschlossen, bei diesem Sauwetter soweit wie möglich mit der S-Bahn zu fahren (der S-Bahn-Bereich gilt ja praktisch noch als München). Und so ging es im strömenden Regen in Markt Schwaben los. Wir hatten meinen (blauen) Tramperrucksack dabei, den wir mit allem füllten, was wir auf dem dreitägigen Marsch brauchten und den wir abwechselnd trugen. Dieser Rucksack hatte ein wunderbares (blaues) Metallgestell, an dem wir Löwenschals, weiß-blaue Kordeln und eine Löwenfahne sowie die bayerische Flagge befestigen konnten. Wir selbst waren ebenfalls mit Schals und Löwenmützen behangen und unschwer als Giasinger Gschwerl auszumachen.

Bereits kurz nachdem wir Markt Schwaben verlassen hatten musste der Klaus ins Gebüsch. Er musste auch noch „groß“. Die Aufregung wahrscheinlich. Wir hatten kein Klopapier dabei, aber eine Abendzeitung. Es ist schon ein bizarrer Anblick einen behangenen Löwenfan mit Schirm in eindeutiger Körperhaltung durchs Gebüsch schimmern zu sehen.

Kurz bevor wir Buch am Buchrain erreicht hatten, hörte der Regen auf und die Sonne kam zum Vorschein. In Buch sind wir ins Wirtshaus und wollten Mittagessen. Dort war es allerdings nicht üblich, dass an einem Dienstag Leute zum Essen kommen. Aber als wir der Wirtin gesagt haben, was wir vorhaben, hat sie uns was gekocht. Paprikaschnitzel. Gestärkt setzten wir unsere „Wallfahrt“ fort und kamen nach Isen, wo plötzlich ein Polizeiwagen an uns vorbeifuhr, umgedreht ist und wieder auf uns zukam. Wir haben noch überlegt, was wir falsch gemacht haben könnten, da stiegen die zwei Polizisten aus und fragten lachend: „Sogts bloß, ihr gähds auf Oideding!“ Sie haben sich als Herbert und Helmut vorgestellt und uns gefragt, ob sie uns fotografieren könnten. Sie schreiben nämlich auch Berichte für die Regionalausgabe des Münchner Merkur. Ich habe ihnen noch meine Adresse gegeben, damit sie uns den Zeitungsausschnitt zuschicken können, was sie dann auch gemacht haben.

Unsere Route hätte uns an Dorfen vorbei Richtung Schwindkirchen führen sollen, aber irgendwo sind wir falsch abgebogen. Um wieder auf den rechten Weg zu kommen, mussten wir über eine Wiese und einen Hügel wandern. Plötzlich war da ein wieder ein Weg und wir waren richtig. Da kamen wir an einem Bauernhof vorbei, dessen Einfahrt weit offenstand. Wir haben noch ein Knurren und Zähnefletschen gehört, da sahen wir auch schon diesen Schäferhund in vollem Tempo auf uns zurennen. Wir verharrten in einer Art Schockstarre und die Frage war nicht, ob uns dieses Vieh fressen würde, sondern wen zuerst. Kurz bevor er die Straße (und damit uns) erreichte, hat ihn eine Kette zurückgehalten und in die Luft geschleudert. Die Kette war nämlich an einem Drahtseil in gut zwei Metern Höhe befestigt. Dass sich der Köter dabei nicht das Genick gebrochen hat, ist ein Wunder. Er hat weiter gekläfft was das Zeug hielt. Ein Killer! Wir sind weitergegangen und erst Minuten später fiel der Satz: „Der häd uns zerfleischt.“ Von da an haben wir jede Hof-, Garagen- und sonstige Einfahrt schon von weitem genau begutachtet. Wir waren traumatisiert. Unser Umweg hat uns soviel Zeit gekostet, dass es schon gedämmert hat, als wir Armstorf erreichten. Dort war ein Wirtshaus, wo wir Abendessen und Abendtrinken wollten. Der Wirt war hellauf begeistert, als er uns gesehen hat. Ein Löwenfan, aber kein Stadiongänger. Als wir nach Übernachtungsmöglichkeiten gefragt haben, wussten die Wirtsleute zunächst gar nichts. Doch plötzlich sagte die Wirtin was von einem Exerzitienheim. Und der Wirt: „Ihr seits doch praktisch Wallfahrer!“ Skeptische Blicke wechselnden zwischen uns drei hin und her. Die Wirtin hat gesagt, fragen kostet nix, aber einer von uns muss mitgehen. Und am besten in zivil. Ich falle bei so was generell aus und der Klaus ist nicht einmal katholisch. Und fällt eh auch bei so was generell aus. Also der Max! Beinahe hätte er vergessen, den Löwenschal abzunehmen, aber dann ist er losgetigert und hat die Unterkunft gesichert. Wir haben unser ganzes Löwenzeug beim Wirten gelassen (der hat sich richtig gefreut) und wurden beim „Einchecken“ genau gemustert. Wir waren freundlich und nett und haben auf die Frage, „warum macht ihr die Wallfahrt“ unverfänglich (eher ausweichend) geantwortet. Jedenfalls durften wir rein. Schöne Zimmer, reichhaltiges Frühstück und bezahlen sollten wir soviel, wie wir meinten. Wir haben dann gefragt, was sonst so bezahlt wird und haben uns danach gerichtet. Wir haben zusammen 50 Mark geboten und es wurde dankend angenommen.

Am nächsten Tag haben dem Wirten vom Vortag unsere Utensilien wieder abgenommen (die Löwenfahne hatte er sich für diese eine Nacht übers Bett gehängt) und sind weitergezogen. Wir durchstreiften gerade Schwindkirchen, als ein Baggerfahrer mitten auf der Straße stehengeblieben ist und gerufen hat: „Gähds ihr auf Oideding?“ Er hat vier Halbe Bier aus seinem Gefährt herausgezogen (aus einem Bagger wohlgemerkt) und wir haben erstmal geratscht. Dann führte uns der Weg eine scheinbar endlose gerade Straße neben dem Bahngleis entlang bis nach Schwindegg. Von dort geht es genauso langweilig weiter bis Ampfing. Immer geradeaus, bis du fast deppert wirst. Irgendwann hat der Max ein bisserl abreißen lassen. Er hatte Probleme beim Gehen. Kurz vor Ampfing war ein Kiosk, bei dem wir uns ein bisschen stärken konnten und Max hat seine Blasen versorgt. Blasen schon am zweiten Tag? Logisch, wir hatten Turnschuhe an, wie es in den Achtzigern üblich war. Und für Löwenfans auch noch in den Neunzigern! Endlich haben wir Ampfing erreicht und der Max und ich hatten eigentlich schon genug von der zweiten Etappe. Der Klaus hat allerdings gemeint, wenn wir jetzt für heute Schluss machen, dann schaffmas ned. Mia miassn bis Muidorf kemma! Knappe 40 km am ersten Tag, knappe 40 km am zweiten Tag und dafür am dritten Tag nur knappe 20 km. Er hatte Recht! Also weiter bis nach Mühldorf. Als die Stimmung am Tiefpunkt war, haben wir den Sechzgermarsch angestimmt. Unsere Moral war wieder da. Wir haben praktisch von Ampfing bis Mühldorf Marsch mit Gesang gehabt. Gleich am Ortseingang war ein Gasthaus. Mit Zimmern. Wir hatten zuerst Hunger, konnten aber nicht einmal aufessen. Und Bier wollten wir auch nicht mehr so recht, obwohl uns das Bier andere anwesende Gäste gezahlt haben. Wir waren fertig und auch der Klaus und ich hatten nun ordentliche Blasen an den Füßen.

Am nächsten Tag sind wir mit je zwei Paar Socken und dem Max seine Blasenpflaster aufgebrochen zu letzten Etappe. In der Innenstadt von Mühldorf hatten wir das Gschau. Ungläubige, bewundernde, und freundliche Blicke wurden uns zugeworfen. Aber auch der eine oder andere feindselige Blick. Es gibt halt überall komische Leute. Von Mühldorf nach Altötting wäre es gar nicht soweit, würde man an der B 12 entlang wandern. Da diese Bundesstraße aber auch mancher Autofahrer nicht überlebt, haben wir als Fußgänger für eine längere aber sicherere Variante entschieden. In Tüßling machten wir zum zweiten Mal Bekanntschaft mit der Polizei. Ein rasenmähender Herr im besten Alter rief uns zu: „Gähds ihr auf Oideding?“ Er stellte sich als pensionierter Polizist heraus, der früher oft bei Fußballspielen eingesetzt war. Er würde das heute nicht mehr machen wollen (1991!). Er war selber Löwenfan und lud uns auf eine Halbe ein. Auf Plastikstühlen im Garten, kurz vor dem Ziel eine Halbe Bier. Das schmeckt doppelt gut! Kurz danach begann der Weg, den wirkliche Wallfahrer auch gehen. Der Marterlweg nach Altötting. Von einem Marterl zum nächsten, und zum nächsten, und zum nächsten. Das ganze hat etwas von „du bist glei do“ und von „des heart ja nia auf“ in einem. Nach langer Zeit war ein gelbes Schild zu erkennen, auf dem stand: „Kreisstadt Altötting“. Irgendein Einheimischer hat uns fotografiert. Die Schals über das Schild gehängt, die Löwenfahnen und die bayerische Fahne schwingend vor dem Schild. Wir haben ihm unsere Adresse gegeben, aber er hat uns das Foto nie geschickt, der Sauhund!

Noch waren wir nicht am Ziel. Unser Ziel war nicht die Gnadenkappelle mit der Schwarzen Madonna, sondern ein Wirtshaus gleich in der Nähe. Der Klaus hatte einen Arbeitskollegen, der in Neuötting wohnt und bei dem wir übernachten konnten (Mir fällt ums Verrecken sein Name nicht mehr ein, darum nenne ich ihn jetzt einfach Hans). Mit dem war Donnerstag Mittag oder früher Nachmittag vereinbart. In diesem Wirtshaus. Wir sind zwar trotzdem einmal um die Kapelle rumgegangen (mit Löwenfahne, Schals und sonstigem Zeug), sind dann aber schnurstracks zum Wirten, wo unser Mann mit einem Spezl schon saß. Es gab ein großes Hallo und für jeden eine Mass, dann sind wir nach Neuötting gefahren worden. Von Oideding nach Neieding kann man zwar eigentlich locker zu Fuß gehen, aber wir drei hätten es nicht mehr geschafft. Nachdem man uns unsere Schlafgemächer gezeigt hat, haben wir zum Abendessen ein Neuöttinger Wirtshaus aufgesucht. Und wer sitzt da mit seinen Spezln? Der Herbert, seines Zeichens Polizist. Einer von den beiden, die wir in Isen kennengelernt haben. Einem feuchtfröhlichen Vorabend stand nichts mehr im Weg. Irgendwann sind wir noch in einer Disco eingekehrt und frühmorgens beim „Hans“ aufgewacht.

Der „Hans“ hat uns am nächsten Tag nach München zurückgefahren, und zwar genau die Strecke, die wir gegangen sind (natürlich nicht die Fußwege und Wiesen), was ziemlich interessant war.

Vielleicht hätten wir doch in die Gnadenkapelle hineingehen sollen, dann wären wir vielleicht nicht gleich wieder abgestiegen.

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