DANKE und Nachfrage (Forum)

BlueMagic, Wednesday, 27.02.2019, 15:57 (vor 1857 Tagen) @ hjs nachfragend

Nein, das Thema Färbung ist ein ganz anderes.
Grundsätzlich ist das sog. New Make, also das Grunddestillat, das aus der Brennblase kommt, farblos wie Wasser.
Erst durch die mind. dreijährige (meist längere) Lagerung in Eichenfässern erhält der Whisky seine Farbe. Im Verkaufsregal des Handels wirkt ein Whisky umso wertiger/besser je dunkler er ist. Deshalb machen die meisten Marketingabteilungen der großen Firmen Vorgaben für die Farben der einzelnen Qualitäten. Die natürliche Färbung durch die Fässer gibt diese vorgegebene dunkle Färbung natürlich nicht immer her. Das ist auch nur schwer steuerbar. Insbesondere, weil die sehr dunklen Farben meist von Sherryfässern stammen und die sind viel teurer als z.B. Ex-Bourbon-Fässer aus den Staaten. Sherry wird einfach weltweit inzwischen viel zu wenig getrunken. Mit diesen Sherryfässern wird übrigens auch ganz schön getrickst. Ob da noch Sherry drin ist (und wenn wieviel), wenn der Whisky rein kommt zur Lagerung: wer will das kontrollieren? Und weil es zu wenig Sherry gibt, werden volle Sherryfässer nach Schottland geschafft und der Sherry für schon mal gebrauchte Fässer wiederverwendet oder sogar weg gekippt. Den will keiner saufen. Interessant auch, dass echte Sherryfässer aus Andalusien sehr selten sind, weil die dort ja im Soleraverfahren arbeiten und ihren Sherry über Jahrzehnte in den gleichen Fässern reifen. Das sorgt für gleichbleibende Qualität beim Sherry. Die Fässer, die nach Schottland gelangen, sind fast ausschließlich reine Transportfässer. Nachdem im UK aber auch kaum noch Sherry getrunken wird und der meistens schon in Andalusien in Flaschen gefüllt wird.......
Wo kommen jetzt die ganzen Sherryfässer für die Whiskyindustrie her?

Um trotzdem für den Dalwhinnie XY eine gleichbleibende Farbe in die Regale bringen zu können, hilft man eben mit Zuckercouleur nach. Es reichen da kleinste Mengen um die Farbe einer großen Abfüllung entsprechend an die Marketingvorgaben anzupassen. Aufgrund der EU-rechtlichen Vorgaben muss auf der Flasche vermerkt sein, wenn gefärbt wird. Aufgrund der geringen Mengen Zuckercouleur behaupten die Hersteller natürlich, dass sich an der Qualität und dem Geschmack des Endprodukts nichts ändert.
Manche Kenner (wie z.B der oben erwähnte Jim Murray) sehen das anders.

Ich persönlich finde es immer schade, wenn ich weiß, dass die Farbe des Destillats in meinem Glas durch Zuckercouleur beeinflusst wurde. Ich habe es lieber, wenn ich weiß, dass die Farbe natürlich durch die Faßlagerung entstanden ist. Ich würde aber lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich es schmecken oder riechen kann. Definitiv nicht.

Also wenn auf der Flasche neben "non-chill-filtering" auch noch "nicht gefärbt" oder "no colouring" steht, dann ist das i.d.R. schon ein Qualitätszeichen. Über den Geschmack sagt es oft trotzdem nicht viel. Es gibt auch nicht gefärbte und nicht kühl-gefilterte Abfüllungen in Faßstärke, die nur mittelprächtig schmecken. Ungefärbte Whiskys in diesem Preissegment sind aber sehr selten. Glenfarclas z.B. behauptet nicht zu färben. Sie schreiben es aufgrund der EU-Vorschriften vorsichtshalber trotzdem auf das Etikett. Warum habe ich nie verstanden. Angeblich reine Vorsichtsmaßnahme. Es könnte ja die Firma, die die Flaschen befüllt (nicht alle Destillerien haben ihre eigenen Abfüllanlagen, sondern lassen abfüllen) irgendwelche Farbreste von der vorherigen Abfüllung in den Leitungen und Düsen habe. Kann Spuren von ..... enthalten.


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