ARGE macht durchaus Sinn, auch für den Osten von München (Forum)

tomtom, Tuesday, 30.01.2018, 11:06 (vor 2250 Tagen) @ Weisswuaschd to go
bearbeitet von tomtom, Tuesday, 30.01.2018, 11:16

aber evtl. ändert sich ja auch in der ARGE was.

Den Satz hört man inzwischen auch schon über 20 Jahre :D :D :D

Habe den u.a. Text über die ARGE 2004 für den "Löwenmut" geschrieben. Wer's layoutet sehen will, im "Löwenmut"-Archiv sind bekanntlich alle Hefte als PDF erhältlich, der Text erschien in der Ausgabe Nr. 3/2004, S. 28f. Naja, jeder möge sich selbst ein Bild davon machen, was sich in knapp anderthalb Jahrzehnten geändert hat. (-;

50000 Löwenfans wo seid Ihr?
Oder warum die ARGE ein Auslaufmodell ist

Warum muss ich wenn ich an die ARGE denke, immer
an ein volles Wirtshaus denken? So eine gut gefüllte
Schankstätte ist ja in den meisten Fällen nix
Schlechtes. Nur in diesem Wirtshaus ist die Stimmung
irgendwie dahin, der Wirt versucht, mit Freigetränken
die Gäste noch zum Bleiben zu bewegen, und der
Raum ist von Rauch und anderen Ausdünstungen
geschwängert; beim genaueren Hinschauen erkennt
man auch, dass die Gardinen vergilbt sind, die
Tapeten nicht mehr ganz frisch, an den Stühlen und
Tischen nagt auch schon der Zahn der Zeit, und die
Anwesenden sind auch nimmer gut beieinander. Es ist
einfach nimmer schön. Es ist eigentlich Zeit, nachhause
zu gehen.

Aber zurück zum Thema ARGE. An und für sich ist
ja keine schlechte Sache, wenn Fans sich untereinander
organisieren. Man kann ohne großen Aufwand für
den Einzelnen günstigere Fahrten organisieren, dann
und wann merkt man auch, dass sich die Gruppe ganz
gut versteht, man unternimmt mehr miteinander,
trifft sich zu Stammtischen und Festen; manchmal
werden auch sportliche Ambitionen verwirklicht, man
nimmt an Turnieren teil oder organisiert selber welche.
Auch die Vereinsoberen nehmen organisierte
Fans und deren Interessen mitunter sehr ernst, es
finden Gespräche statt, es wird über Probleme diskutiert,
hie und da gibt’s es auch mal Gefälligkeiten
vom Verein, wie etwa verbilligte Fanartikel oder
Eintrittskarten, und manchmal besuchen sogar Spieler
die Fanclubs. Einige Anhänger legen auch großen
Wert auf Besuche des Präsidenten.

Seit 1977 gibt es die ARGE, „eine Organisation, zu
der sich die Fanclubs des TSV München von 1860 e.V.
zusammengeschlossen haben“, heißt es auf der ARGEHomepage.
Mittlerweile sind es rund 500 Fanclubs
mit über 50000 Löwenfans. Doch die an und für sich
gute Idee hat sich im Laufe der Jahre abgenutzt. Die
ARGE ist einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
Wer etwa in seinen Zielen angibt, das „Rowdytum
innerhalb der Sportstätten zu bekämpfen“, hinkt den
Problemen der Fans gewaltig hinterher. Die ohne
Übertreibung als wahnsinnig zu bezeichnende
Kommerzialisierung des Fußballsports durch Marketingstrategen
und Medien, der immer wieder aufkeimende
Rassismus in den Stadien – um nur einige
Probleme zu nennen. Nichts davon wird von der
ARGE wahrgenommen oder gar bekämpft – vielmehr
beugt man sich den Anweisungen „von oben“. So
erscheint es zumindest Außenstehenden. Das in der
heutigen Zeit immer wichtiger werdende Networking
wird vernachlässigt – beim bundesweiten und für
seine Arbeit allseits geschätzten Bündnis Aktiver
Fußballfans (BAFF) ist die ARGE nicht bekannt. Auch
beim Kampf des für den TSV 1860 lebenswichtigen
Erhalt des Grünwalder Stadions glänzte die ARGE
weitestgehend durch Abwesenheit bzw. durch ein klares
„Ja“ für die Allianz-Arena. Der ehemalige
Präsident Karl-Heinz Wildmoser hatte schließlich
diese Richtung vorgegeben, und die ARGE folgte dessen
Vorgaben bedingungslos. Dabei brauchte zumindest
die ARGE-Führung nicht auf die Zähne beißen:
Die ARGE-Führung und Wildmoser spielten sich in
den letzten Jahren gegenseitig die Bälle zu: Hier ein
Pöstchen, da eine Gefälligkeit, hier ein Besuch des
Präsidenten bei der Weihnachtsfeier des Fanclubs, da
eine Einladung in Wildmosers Hinterbrühl, hier eine
nette Pressemeldung, dass 50000 Mitglieder hinter
Wildmoser stehen. Dieser Spuk ist nun vielleicht vorbei.

Gehen wir doch in das eingangs erwähnte
Wirtshaus zurück (da ist es auch gemütlicher): Es sollten
dringend mal die Fenster aufgemacht werden, es
sollte erst mal richtig gelüftet werden, dann sollte
man über die Renovierung nachdenken – die meisten
Gäste wären dankbar, und vielleicht würden dann
auch ein paar mehr mal wieder ins Stadion, am
besten ins Grünwalder Stadion gehen und unsere
Löwen unterstützen.


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