Servus, Jamaika (Forum)

Commander, Tuesday, 21.11.2017, 14:32 (vor 2320 Tagen) @ ice.bear#86

Ich bin kein Parteimitglied, kann Dir also die konkreten Sachpunkte, die in einem Schreiben an die Parteibasis aufgezählt werden, nicht nennen. Evtl. kann ich es in naher Zukunft, da ich mit einem Mitglied des FDP-Landesvorstandes befreundet bin.
Was ich aus der Erklärung und anderen Aussagen heraushöre, war es ein Bündel an Gründen. Unter anderem die Tatsache, dass man sich im Klein-Klein verzettelt hat, die FDP aber Probleme lösen will. Sie wollten die grobe Richtung abstecken und dann erst ins Detail gehen. So war es ein Herumlavieren um Detailfragen.
Es war klar, dass man als 12-Prozent-Partei sein Wahlprogramm nicht durchbringt, aber wenn der Kompromiss so weit geht, dass er der eigenen Position widerspricht, kann man nicht zustimmen.

Beim Thema "Vertrauen" waren die Probleme meiner persönlichen Meinung nach Seehofer, Merkel und Trittin. Die ersten beiden, weil sie mit internen Streitigkeiten zu kämpfen haben, an Seehofers Stuhl wird ja kräftig gesägt und Merkel hat wohl darauf vertraut, in ihrem berüchtigten Nachtsitzungen ihre Linie durchzudrücken. Die 18:00-Deadline, die ja von der Union vollkommen ignoriert wurde, kam nicht von ungefähr. Naja, und Trittin hat ja jede Gelegenheit genutzt, die Verhandlungen zu torpedieren und kaputt zu reden.

Wie gesagt, bis hierher meine persönliche Meinung zu dem Ganzen. Und vor diesem Hintergrund finde ich Lindners Entscheidung zwar bitter, weil ich auch auf Jamaika gehofft hatte, aber nachvollziehbar. Und deswegen fühle ich mich als Wähler nicht verraten, auch wenn ich das Argument mit der staatspolitischen Verantwortung nachvollziehen kann.

Okay, Deine persönliche Meinung. Der möcht ich meine persönliche Meinung entgegenhalten:

- es war von Anfang an klar, dass es um "klein-kleinn" und Detailfragen gehen würde. Keine der Parteien hat im Wahlkampf eine große Vision oder ein Leitbild gehabt. "Modernisierung und Digitalisierung", was die FDP proklamiert hat, ist zu schwammig und zu beliebig. Und dass der Lindner im nachhinein behauptet, es sei nicht zu der von der FDP gewollten "Trendwende" gekommen, ist nichts als Phrasendrescherei.

- Die anderen Parteien sagen, man stand kurz vor einer Einigung. Und bei der FDP soll es jetzt "ein ganzes Bündel an Gründen" gegeben haben, abzubrechen? Wozu palavert man dann 5 Wochen lang?

- Kannst Du Die Aussage zu Trittin belegen? Vielmehr hab ich mehrere Artikel gelesen, dass sich Seehofer mit den Grünen zwengs Flüchtlingen/Familiennachzugs geeinigt habe, dass dann aber Lindner auf der harten Begrenzungslinie bestand.

- Du schreibst "Lindners Entscheidung". Vielleicht ist es echt besser, dass eine Regierung nicht zustande kommt, an der eine Partei beteiligt ist, in der ein Mann allein entscheidet.

- Tatsache ist: Es war eine Entscheidung rein aus strategischen Überlegungen heraus - ob aus parteitaktischen Gründen oder ob da noch ganz andere Interessen hineinspielen, lass ich mal dahingestellt.


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