Celtic in Munster (Überarbeitete Version) (Forum)

Celtic, Friday, 24.07.2015, 19:17 (vor 3171 Tagen) @ Celtic

Danke für die Lorbeeren!

Aber beim Durchlesen habe ich festgestellt, dass meine Muttersprache nicht Deutsch ist.

Darum habe ich eine überarbeitete Version erstellt.


An Mhumhain (Munster)

The Munsters kennt jeder über genug Lebensjahre Verfügende, aber mit dem Munster hat das nichts zu tun. Munster ist die südliche der vier irischen Provinzen. Die anderen sind Leinster (Laighean) mit Dublin im Osten, Connacht (Connachta) mit Galway im Westen und Ulster (Ulaidh) mit Belfast im Norden.

Schau ma a moi ins Internet, hob i mir denkt, wos Aer Lingus grod günstigs hod. Und schau an, München-Cork für knapp 200 Euro ohne Gepäck. Gepäck habe ich eh nicht. Ist das dann, wo ich gerade Zeit habe? Ja! Ist die Ankunftszeit annehmbar? Nein! 22:55 Uhr ist eindeutig zu spät. Was nun? Alle Flüge von München nach Cork landen um diese Zeit. Also: wurscht! Da find i scho wos. Da ich schon öfter in der schönen Stadt Cork war, deren Schönheit sich einem nicht sofort erschließt, habe ich halt im Internet recherchiert, ob im Auburn House mal wieder was frei wäre. Meine E-Mail ob ich ein Zimmer nach Mitternacht kriege ist anscheinend ins Leere gelaufen, auf meine Erinnerung habe ich eine Entschuldigung und eine Absage gekriegt. Ich habe im Internet das Redclyffe Guest House entdeckt (Einzelzimmer für 45 Euro) und zugeschlagen. Am nächsten Tag habe ich angerufen ob es was ausmacht, wenn ich später komme. Koa Problem, mia warten, hats geheissen.


Aerphort Corcaigh (Cork Airport)

Kurz vor elf abends kann ich mir kaum einen abgelegeneren Flughafen vorstellen. Aber hier stehen Taxis. Der Jonathan aus Nigeria (steht über dem Innenspiegel) hat mich für 18 Euro zum Redclyffe Guesthouse gefahren. Gut, dass der sehr überzeugt war, dass das hier ist. Ich habe immer nach dem Guesthouse von dem Bild im Internet geschaut. Nachts, hab ich mir gedacht, sieht man die Pracht nicht so, tagsüber allerdings auch nicht. Der Hauswirt hat mich gleich an der Tür empfangen (de ham wirklich gwart) und ich habe meinen Zimmerschlüssel gekriegt. Ich bin aber nicht rein gekommen, weil in dem Zimmer schon einer war. Also wieder runter. Die Frau des Hauses hat mich in die Küche gebeten und mir Tee gegeben, während der Hausherr sich irgendwas hat einfallen lassen. Wir haben ein bisschen gequatscht und sie hat gesagt dass er ein totaler Chaot ist. Ich habe dann ein anderes Zimmer gekriegt und gut wars.


An Chathair (Cahir)

Full Breakfast und dann durch die ganze Stadt bis zum Parnell Place, wo der Busbahnhof ist. Ich habe den Bus Richtung Dublin bestiegen um ihn in Cahir wieder zu verlassen. Cahir im County Tipperary. Cahir Castle, eine grandiose Burg gibt es hier. Direkt bei der Bushaltestelle. Aber auch die Touristeninfo ist gleich da. Die Suche nach einer Bleibe endete damit, dass ich mich im Cahir House einquartieren konnte. Das beste Haus am Platz, hier hat auch schon Kennedy übernachtet. 65 Euro war okay. Wunderbares Ambiente, aber jetzt zur Burg. Es war der erste Mittwoch im Monat und immer dann haben alle staatlich kontrollierten Sehenswürdigkeiten in Irland freien Eintritt. So auch diese wunderbare Burg. Und natürlich war auch die Führung frei. Zwei Kilometer den Fluss Suir hinauf liegt das sogenannte Swiss Cottage. Hat mit der Schweiz nichts zu tun, ist aber trotzdem sehenswert. Es war bei 25 Grad ungewöhnlich schwül an diesem Tag und ich bin den Suir zurück in die Stadt gewandert. Sehr überschaubares Städtchen, aber gemütlich. In der Market Street, die gerade neu geteert wurde, haben sie im Pub Hot Asphalt von den Wolfe Tones gespielt. Die Asphaltierer haben sich gefreut.


Inis / Aillte an Mhothair (Ennis / Cliffs of Moher)

Das full Breakfast im Frühstücksraum mit Kennedy-Bildern an der Wand hat mich gefüllt und ich bin die 40 Meter bergab gelaufen wie ein Einser um dann eine halbe Stunde auf den Bus zu warten. Es wurde gut eine Stunde, aber an der Bushaltestelle hat sich ein nettes Gespräch über die Pünktlichkeit der Busse entwickelt. Plötzlich war er da, hinein und ab nach Limerick. In Limerick war schon der Bus nach Galway gestanden. Hey, den brauche ich. Wart no a bisserl. Beim Aussteigen habe ich bemerkt, dass ein älter Mitreisender irgendwie per Handzeichen mit dem Galway-Busfahrer ausgemacht hat, dass der wartet. Er hat auch gewartet und ist erst losgefahren, als alle gesessen sind. In Ennis, Co Clare habe ich den Express-Bus verlassen und mich Richtung Innenstadt begeben. In Ennis war ich schon zwei Mal und habe sofort das B&B vom letzten Mal erkannt. Diesmal hatte ich aber kein Glück und bin weiter gelaufen ins Stadtzentrum zum Tourist Office. Die haben mir eine Unterkunft gesucht und ich bin eine Ausfallstraße entlang an drei Kreisverkehren vorbei zu meinem Zuhause für zwei Tage gewandert. Zu meiner Überraschung stand auf dem Parkplatz dieses B&B ein alter gelber Porsche Carrera mit (altem) Münchner Kennzeichen. Die Tochter des Hauses (die Hauswirtin war nicht da) hat mir gesagt, dass meine Ankunft bereits verkündigt wurde. Vom Tourist Office, nicht vom Pfarrer…

Ennis ist eine sehr schöne, gemütliche und trotzdem aufregende Stadt (außerordentliches Pub-Angebot), aber auch idealer Ausgangsort für Fahrten zu den Cliffs of Moher. Um halb eins hin und um viertel nach fünf zurück. Wenn das ein Reinfall wird, dann stehst a paar Stunden dumm rum, habe ich mir gedacht. Eine Arbeitskollegin, die Sandra, hat (nach ihrem ersten Irlandbesuch) gesagt, das ist gut. Also hin!

Was mir sofort aufgefallen ist, aber eigentlich nicht weiter gestört hat, war die Unmasse an Amerikanern. Ich wollte bei diesem schneidenden Wind (aber 25 Grad) erstmal ins Besucherzentrum. Sehr schön, informativ (auch über das hier hinaus) und selbst wenn man zum dritten Mal an derselben Stelle vorbeikommt immer noch faszinierend. Und dann gehts halt auch raus zu den Cliffs. Schon schön, aber auch schön windig. Jenseits der Bereiche, die durch Steinmauern gesichert sind, also auf Privatland der umliegenden Bauern (und eben ohne Mauern) habe ich mich bei diesem Wind nicht gewagt. Ich hatte schließlich eine Rückfahrkarte, die ich noch nutzen wollte.

An der Bushaltestelle waren gegen halb sechs zwei Japaner, drei Amis, ein Franzose, zwei Preissn und ich, aber der Bus ist nicht gekommen. Als er eine Dreiviertelstunde ausstehend war, und wir die einzigen Übriggebliebenen waren (die Cliffs sollte man ab 16 Uhr besuchen, kleiner Tip), wollte eine Amerikanerin drin nachfragen lassen, wo der Bus bleibt. Kaum war die weg, war der Bus da und die Ami-Frau wurde im Laufschritt zurückgeholt (das hätte für die ganz blöd enden können). Eingestiegen, ab nach Ennis.

Criuse’s ist das Pub in Ennis. Super Essen, super Musi und a Riesengaudi. Und der gelbe Porsche war scho wieder vor der Tür.

Heim über die Abkürzung entlang des Flusses, schnarch!


Luimneach (Limerick)

Beim Frühstück habe ich endlich die Herrschaften kennengelernt, die mit ihrem Heimatgefährt in Irland unterwegs sind. Ein Ehepaar aus Neuhausen, das schon öfter in Schottland war (mit dem Carrera) und diesmal halt durch Irland fährt.

Vom Vorabend konnte ich mich noch an den eindringlichen Rat eines Einheimischen bezüglich Limerick erinnern (King John’s Castle). Nach Limerick wollte ich sowieso. Also ab zum Busbahnhof und in die große Stadt. Und die ganze Fahrt über habe ich mich gefragt, ist King John’s Castle eine Burg oder ein Pub? So genau ist das aus dem Gespräch nicht hervorgegangen, glaube ich.

Ankunft in Limerick. Der Busbahnhof ist ziemlich am Rand aller städtischen Besiedlung. Also losmarschieren dahin wo es nach mehr ausschaut. Mein Instinkt hat mich genau dahin geführt, wo die Tourist Information ist. Am Shannon, war noch logisch! Ich habe mir innerlich auf die Schulter geklopft. Der Tourist Officer hat mir allerdings gesagt, dass es in Limerick City kaum das gibt, was ich suche. Er hat sich einen Wolf telefoniert, und am Schluss haben wir uns auf ein Hostel geeinigt. Er hat es auf dem Stadtplan eingezeichnet. Sein Kreuzerl lag ganz in der linken oberen Ecke. Mir ist sofort Drogheda eingefallen, da war das dann weit außerhalb der Karte. Ich war froh, dass ich was hatte und bin losmarschiert. Immer den Shannon entlang, dann parallel, dann weiter, und weiter. Und weiter. Ich war am letzten Zipfel des Stadtplans und habe in einer Tankstelle gefragt, wo das Hostel sein soll. „DStrass owe bis zur Ampel, und do links eini”, hats geheißen. Diese Ampel war am Horizont zu erkennen und da wars auch. Die Dame hinter dem Tresen hat noch gefragt, obs weit war. Ich habe höflich gegrinst, als ich sagte: „Further than they told me.“ Sie hat dann irgendwie gemeint, dass das jedes Mal kürzer wird. Mit dieser Info konnte ich zunächst genauso wenig anfangen wie mit dem Rundgang durch die Örtlichkeiten dieser Institution, die doch eher für jüngere Leute ausgerichtet ist. Wurscht, a Bett hob i, a Frühstück krieg i woanders.

Auf in die Stadt. Inzwischen war mir klar, dass King John‘s Castle eine (die) Sehenswürdigkeit in Limerick ist. Die 10 Euro Eintritt waren das locker wert. Erst ein interaktives und sehr informatives Museum, in dem es hauptsächlich um die ziemlich große Burg hier geht, aber auch um die Geschichte Irlands allgemein; dann gehts plötzlich in den Innenhof der Burg und man kann auch auf alle Türme kraxeln, nicht ohne über alles nachlesen zu können oder sich auf Knopfdruck z.B. vom Schmied erklären zu lassen, was hier so passiert ist. Wunderbar und meine neue Nummer 2, wenn mich jemand nach einem guten Tip fragt (Nummer 1 bleibt Newgrange).

Kultur genug, ab ins Vergnügen! Samstag Abend haben manche Pubs offen bis…ich weiß nicht. Mein Heimweg ist lang, aber ich habe beim Studieren des Stadtplans festgestellt, dass so manche empfohlene Pubs irgendwie genau entlang meines Heimwegs platziert sind. Aber erstmal futtern. In einem Pub wurde mir das Texas Steak House empfohlen. Der Barkeeper, den ich gefragt habe, ist tatsächlich mit mir soweit mitgelaufen bis man das Steak House sehen konnte. 400 Meter waren das bestimmt. Das Steakhouse war leider voll, aber das war nur eine Hälfte von einem Lokal. Die andere Hälfte war indisch-thai. Hier war was frei. Festhalten: Ich habe knusprige Ente mit Apfelmus bestellt. Was ich nicht erwartet habe, war dass die knusprige Ente (in Scheiben) und das Gemüse komplett mit Apfelmus bedeckt war, wo ich nur einen Klecks erwartet hätte. Also hopp, Messer und Gabel einsetzen und siehe da, saugut! Ich habe kein Fitzerl übriggelassen. Man muss in Irland beim Essen auch mal Mut haben.

Jetzt aber Richtung Unterkunft! Auf meinem Heimweg lagen noch vier Pubs. Im vorletzten habe ich mit etlichen Einheimischen und Amerikanern noch Chile gegen Argentinien (Copa América Finale) gesehen, mit Verlängerung und Elferschießen. Um halb zwei bin ich nach Hause, aber da war ja noch ein Pub. Kurz: der Heimweg verging wie im Flug. Jetzt habe ich auch die Aussage der Hostel-Dame begriffen.


Eochaill (Youghal)

Frühstück hätte ich mir in diesem Hostel selber machen müssen. Ich war vom Vorabend her eh nicht so auf Frühstück aus, also habe ich mich still und heimlich zum Busbahnhof verabschiedet. Im TV (RTÉ 1) habe ich kurz vorher einen Bericht über die Stadt Youghal (gesprochen wie „Yawl“) gesehen und mir gedacht, da fahrst hin. Von Limerick musste ich erst nach Cork, wo ich fast zwei Stunden Aufenthalt hatte. Ich konnte an einem Sonntagvormittag eine fast menschenleere Innenstadt erleben. Dann ging es mit dem Bus Richtung Waterford weiter nach Youghal an der Südküste. Schläfrig geworden hat mich der Ruf des Busfahrers „Youghal“ aufgeschreckt und ich bin mit zwei anderen ausgestiegen, fernab jeden Ortszentrums, wie ich schnell festgestellt habe. Die beiden anderen Ausgestiegenen haben mir dann gesagt, zwei Kilometer weiter kommt erst die Stadt selbst. Hier ist nur der Strand. Und was für einer! Keine Wolke am Himmel und ein fantastischer Sandstrand. Und Ebbe. Gut dass ich hier schon ausgestiegen bin.

Nach zwei Kilometer Wanderung habe ich tatsächlich die Kleinstadt erreicht, bin einem Wegweiser gefolgt und habe auf einem Hügel ein B&B ergattert. Ein Zimmer habe ich gekriegt. Zehn Meter musste man gehen um einen herrlichen Blick über die Mündung des Blackwater River ins Meer zu haben. Ein absolut hübsches mediterranes Städtchen, das ich gar nicht so richtig beschreiben kann. Am Pier, wo die Fischerboote liegen, habe ich eine Amerikanerin zu ihrem Mann sagen hören, das ist wie in Connecticut, als sie noch ein Kind war. Ich war noch nie in Connecticut, und als die ein Kind war, war ich sicher noch nicht geplant, aber trotzdem, glaube ich, war es eine gute Beschreibung.


Corcaigh (Cork)

Cork, die schönste Stadt Irlands (ahem), hat mich wieder. Raus aus dem Bus, über die Brücke und den Berg rauf zum Auburn House. Vielleicht ist ja jetzt was frei. Nein, leider nicht, aber einen Tip habe ich gekriegt: den Berg runter und gleich am Eck ist das Windsor Inn, die haben Gästezimmer. Ich bin reinmarschiert ins Pub und habe bei einem Murphy’s (ich war in Cork, nix Guinness) das Anmeldeformular ausgefüllt und anschließend meine Unterkunft bezogen. Anspruchsvoll darf man nicht sein. Ich wollte den strömenden Regen abwarten und dann zum Cork City Gaol (Gefängnis) wandern (10 Minuten hats geheißen). Besser als im Zimmer zu warten ist es im Pub zu warten, habe ich mir gedacht. Ich habe mir eingeredet, jetzt gehts und bin losmarschiert. Geschifft hats immer noch, als würde man unter Gießkannen durchlaufen. Zwischen dem Windsor Inn und dem Gaol liegt das beste Pub von Cork. Ins Sin É wollte ich sowieso, aber bei diesem Regen geht eh nix anderes. Meine absolute Nummer 1 unter den Pubs Irlands. Sehr, sehr traditionell. Viel Holz, viele Flaggen und Aufkleber an Decke, Balken und Wänden und der Raucherbereich ist ein kleiner, von der Außenwelt durch ein Gitter abgetrennter Nebenausgang. Ein Käfig quasi. Wer jemals nach Cork kommt, muss da hin! Irgendwann hat der Regen etwas nachgelassen und ich konnte mich noch in die schöne Fußgängerzone von Cork mit seinen wunderbaren großen und kleinen Pubs stürzen. Was anderes hat das Wetter einfach nicht zugelassen, aber in Cork macht das eigentlich nichts.

Irgendwann war ich daheim und habe am nächsten Tag festgestellt, dass die Dusche nur ein kaltes Rinnsal hergibt. Zum Wachwerden reichts. Ab zum Flughafen, Slán Éire!


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