60 auch in der Blamageliga nur zweitklassig? (Forum)

alpenloewe, Tuesday, 26.07.2011, 10:53 (vor 4650 Tagen) @ tomtom

der gestrige tag


8.16 Uhr: Die Spieler treffen in der Maladière ein. Am Sonntagabend, nach der 0:2-Niederlage in Basel, hatte ihnen Klubboss Tschagajew mitgeteilt, dass der gesamte Trainerstab (Coach Ciccolini, Sportchef Anderson, Torhütertrainer Ettori) entlassen worden sei.

8.23 Uhr: Unruhe unter den wartenden Journalisten. «L’Express» aus Neuenburg meldet, Erik Gerets werde neuer Trainer. Das Gerücht erweist sich als falsch. Gerets hat einen Vertrag als marokkanischer Nationalcoach.

8.30 Uhr: Christophe Moulin (40) wird vorgestellt. Er übernimmt vorerst interimistisch das Training. Moulin war 2004/05 Xamax-Assistenztrainer und Lizenzgeber für Coach René Lobello.

9.15 Uhr: Präsident Rudakow betritt die Geschäftsstelle. Er hat keine Zeit für Interviews: «Lasst uns unsere Arbeit machen, mehr gibt es nicht zu sagen.» Er weiss noch nicht, dass er vier Stunden später überhaupt nichts mehr zu sagen hat.

9.50 Uhr: Interims-Coach Moulin gibt bekannt, dass er das Training ausfallen lässt. «Die Spieler sind nicht in der Lage zu trainieren.»

9.53 Uhr: Die Profis machen sich auf den Heimweg. Mit den Medien will keiner sprechen. Und wenn, dann nur hinter vorgehaltener Hand: «Das ist Wahnsinn! Wir haben Angst!», sagt einer.

10.02 Uhr: Die entlassenen Trainer, François Ciccolini, Sonny Anderson und Jean-Luc Ettori treffen in der Geschäftsstelle ein. «Keine Fragen, keine Fotos», sagt der Sicherheitschef des Stadions.

10.21 Uhr: Rudakow macht sich auf den Weg nach Genf, zu Klub-Boss Tschagajew.

10.32 Uhr: Die entlassenen Trainer verlassen das Stadion durch den Hintereingang. Sie setzen sich auf die Terrasse des gegenüberliegenden Bistros, rauchen, trinken Kaffee.

11.21 Uhr: Die Kaffeepause ist rum. Anderson, Ciccolini und Ettori räumen in der Geschäftsstelle ihre Sachen zusammen. Anderson zieht einen schwarzen Rollkoffer und trägt drei Plastiksäcke. Auf den Säcken ist noch das alte Logo aufgedruckt, ohne den tschetschenischen Lorbeerkranz.

11.54 Uhr: Anderson tritt kurz aufs Gaspedal seines schwarzen BMW und braust davon.

13.02 Uhr: In Genf treffen sich Xamax-Boss Bulat Tschagajew und Präsident Andrej Rudakow zum Mittagessen. Dann der neuste Knall: Tschagajew stellt Rudakow kalt, stuft ihn zum Transferchef zurück. Rudakow war bis dahin Tschagajews engster Verbündeter. Er übersetzte in der Kabine die Wutanfälle des Milliardärs.

14.24 Uhr: Tschagajew ernennt Islam Satujew zum neuen Präsidenten. Das ist der Mann im weissen Trainingsanzug, der beim Spiel in Basel unablässig mit Tschagajew telefonierte. Tschagajew sass oben in der Loge und gab via Handy taktische Anweisungen. Satujew stand hinter der Trainerbank und gab die Befehle weiter. Niemand in Neuenburg weiss, wer Satujew ist.

14.38 Uhr: Selbst der Pressechef ist überfordert: «Ich weiss nur, dass Islam Satujew irgendwie mit Tschagajew verwandt ist und in Bulle lebt.»

14.47 Uhr: Einige Spieler haben sich zum Meinungsaustausch getroffen. «Wir sind besorgt. Wir brauchten Ruhe, um uns auf den Fussball zu konzentrieren.»

16.23 Uhr: Ex-Torhütertrainer Jean-Luc Ettori ist der Einzige, der Auskunft gibt: «Wir konnten nicht arbeiten. Der Klubbesitzer ist ein sehr ungeduldiger Mann. Er hat nicht begriffen, dass die Meisterschaft erst eine Woche alt ist», sagt Ettori im französischen Online-Portal Sofoot. com. Ettori weiter: «Wir dachten, wir hätten alles gesehen im Fussball. Aber nein – es gibt ja noch Xamax.»

16.34 Uhr: In der Xamax-Geschäftsstelle feilschen Anderson, Ciccolini und Ettori weiter um die Entlassungsmodalitäten.

18.20 Uhr: Die Sonne verschwindet hinter dem Jura. Gilbert Facchinetti, der Ehrenpräsident von Xamax, steht am Fenster seines Büros: «Es ist tragisch, was im Moment passiert. Ich weiss nicht, wo das noch enden soll.»


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